Blockadepolitik beim Narrenhäusel


Dresdner Verwaltung will hohe Hürden aufbauen

Das Narrenhäusel soll nach dem Willen einer Stadtratsmehrheit wieder aufgebaut werden. Doch die Stadtverwaltung hat jetzt einen Ausschreibungstext erarbeitet, der einem Investor hohe Hürden in den Weg stellt. CDU und SPD wittern eine Blockadepolitik.

DNN vom 04. April 2017

Die Stadtverwaltung will in wenigen Tagen das Grundstück für den Wiederaufbau des Narrenhäusels an der Augustusbrücke ausschreiben. Das wurde am Montagabend den Mitgliedern des Finanzausschusses mitgeteilt. Nach einer Vorstellung des geplanten Ausschreibungstextes soll zumindest einem CDU-Stadtrat der Kragen geplatzt sein. Er soll von einer Verhinderungspolitik gesprochen haben.

Manchmal können organisatorische Veränderungen eben große Folgen haben. Früher war die Liegenschaftsverwaltung beim Finanzbürgermeister angesiedelt. Der heißt Peter Lames, ist Sozialdemokrat und mithin Mitglied einer Partei, die den Wiederaufbau des Narrenhäusels vehement befürwortet. Doch die Liegenschaftsverwaltung wechselte zum Geschäftsbereich Stadtentwicklung und Bau. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen) ist bekennender Gegner der Wiederaufbaupläne.

Entsprechend hoch sind laut Ausschreibungstext die Hürden , die ein Interessent für den Wiederaufbau des Narrenhäusels zu überspringen hat. So soll er verpflichtet werden, Stellplätze zu schaffen, auch wenn sich auf dem ausgeschriebenen Grundstück kein Platz für Stellplätze befinden soll. Außerdem soll der Investor auch einen Aufzug vom Elberadweg zum Narrenhäusel errichten. Eine Erschließung des Narrenhäusels über die Augustusbrücke sei dagegen nicht möglich, hatte Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Bündnis 90/Die Grünen) schon im Dezember 2016 vor dem Stadtrat erklärt.

Ein Grüner fordert Stellplätze für Autos nahe am Elbufer, reiben sich die Befürworter des Narrenhäusels verdutzt die Augen und vermuten eine Blockade. Nun überlegen CDU und SPD, wie sie im Stadtrat Zugriff auf den Ausschreibungstext bekommen können. Ein Eilantrag ist im Gespräch, um den jetzt vorliegenden Text auf Eis zu legen und in eine neue Form zu bringen.

Der Stadtrat hatte sich im März 2016 mit den Stimmen von CDU, FDP/Freie Bürger und SPD für die Wiedererrichtung des Narrenhäusels ausgesprochen. Der Dresdner Unternehmer Frank Wießner hatte seine Bereitschaft erklärt, das Narrenhäusel zu bauen und es nach 60 Jahren an die Stadt fallen zu lassen. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden befürwortet den Wiederaufbau des 1945 schwer beschädigten und 1950 abgerissenen Bauwerks.

Von Thomas Baumann-Hartwig

 

Quelle: Visualisierung: Neumarkt-Gesellschaft
So könnte das Narrenhäusel heute aussehen.