Dresdner wollen Moritzhaus in historischem Gewand

Der Investor KIB hält an einem modernen Entwurf für den Neumarkt fest. Eine Umfrage zeigt, dass dies kaum einer will.

Sächsische Zeitung vom 15.11.2016

Zwischen Kulturpalast und Heinrich-Schütz-Residenz soll am Neumarkt das Moritzhaus gebaut werden. Das Nürnberger Unternehmen KIB plant es als modernes Wohn-, Büro- und Geschäftsgebäude. Schon 2010 hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt (GHND) das vorgesehene Flach- beziehungsweise Staffeldach kritisiert. Inzwischen hat die KIB ihre Planungen überarbeitet. Doch es gab nur geringfügige Änderungen. Vor allem der Übergang zum barocken Köhlerschen Haus sei nicht gelungen, sagt GHND-Vorstand Torsten Kulke. Auch die geforderten Mansarddächer wird es nicht geben. Deshalb hat sein Verein nach 2011 eine weitere Bürgerbefragung initiiert. In dieser sollten sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie den überarbeiteten Entwurf der KIB favorisieren, die ursprünglichen Planungen oder eine Bebauung nach historischem Vorbild. 2 109 Dresdner haben sich beteiligt. Die Mehrheit von 93 Prozent will die historische Bebauung, sieben Prozent unterstützen den Ursprungsplan, und nur einem Prozent gefällt der überarbeitete KIB-Entwurf (Doppelnennung war möglich). „Der Entwurf widerspricht dem vom Stadtrat 2002 verabschiedeten städtebaulich-gestalterischen Konzept für den Neumarkt“, sagt Torsten Kulke. Dieser Widerspruch zwischen Stadtratswillen und dem Handeln des Rathauses sei nicht hinnehmbar.

Nach Kulkes Auffassung bekommt das Moritzhaus keine Mieter, sollte es so, wie jetzt geplant, gebaut werden. Bestes Beispiel sei der Advanta-Riegel, der auch gegen den Willen vieler Dresdner gebaut worden sei und in dem sich nur wenige Gewerbetreibende erfolgreich hatten ansiedeln können. „Die GHND empfiehlt dem Investor, seine Planungen zu überarbeiten oder das Grundstück zugunsten eines anderen Bauherrn, der für eine dem einzigartigen Charakter des Neumarktes entsprechende Planung steht, zu verkaufen“, sagt Kulke. Am Donnerstagabend wird es um 18.30 Uhr eine Podiumsdiskussion im Festsaal des Stadtmuseums geben. Zugesagt haben die Stadträte des Bauausschusses und der Amtsleiter des Stadtplanungsamtes. Der Investor will nicht kommen.

Die KIB will 18 Millionen Euro in das Moritzhaus investieren, geplant ist ein Mix aus Wohnungen, Läden und Büros. Im kommenden Frühjahr soll Baubeginn sein, die Genehmigung liegt vor. (SZ/kh)

Visualisierung: KIB-Gruppe