Hotel Stadt Rom am Neumarkt mit Blick in die Moritzgasse, historische Aufnahme. (Fotostelle Stadtplanungsamt Dresden)

Das um 1740 errichtete Haus mit vier Vollgeschossen und Mezzanin stand mit drei Seiten frei am Neumarktplatz. Sein großzügiger Grundriss und seine elegante Fassade glichen eher dem Typus eines Palais‘ als dem eines Bürgerhauses. Es verknüpfte die für Dresden typische Gliederung durch den höfischen Lisenenstil mit bürgerlichen Bauelementen wie Erker und Mansarddach. Am dreiachsigen Mittelrisalit waren die Spiegelfelder mit feinem Rokokodekor belegt. Die geschwungenen Eckerker mit ihren Kapitellen und Rocailledekor zählten zu den schönsten Dresdens. Es wurde nach der Zerstörung 1760 und 1849 wieder hergestellt, jedoch mit Satteldach und ohne die verzierten Gaupen, die drei großen Schornsteine und die Balustrade mit Putten. 1832 wurde im Gebäude ein Hotel mit dem Namen „Zur Stadt Rom“ eingerichtet. In dem Gebäude sollen Karl Marx (Juli 1843) und Casanova übernachtet haben. Der Name des Architekten von diesem Barockbürgerhaus ist unbekannt.

Fritz Löffler schreibt zu diesem Bau: „Noch einmal manifestiert sich hier die ganze Vornehmheit der Knöffelschen Schule, die man eigentlich keinem der damals noch Lebenden mehr zutraut.“

Blick auf das Hotel Stadt Rom, um 1925.

Hotel Stadt Rom – ein einheitlicher Bau?

Der Bau wurde 1740 analog des abgebildeten Fassadenrisses errichtet. Während des Siebenjährigen Krieges wurde der Bau in Teilen zerstört. Während bisher die Kunstgeschichte davon ausging, daß man nur das Dach vereinfacht wiederherstellte, tun sich beim genaueren Hinsehen mehrere Widersprüche auf. Während die seitlichen Fensterachsen zum Platz und die in der Kleinen Kirchgasse sämtlich profilierte Gewände besaßen, waren die in der Moritzstraße unprofiliert, die Putzspiegel vereinfacht und das Erdgeschoss besaß völlig anders gestaltete Fensteröffnungen. Zudem besaßen Fassaden in solch städtebaulicher Position eigentlich ausnahmslos einen Mittelrisalit. Die Erklärung dürfe in der fast vollständigen Zerstörung der Fassade in der Moritzstraße liegen. Die Archivalien berichten nur von Teilen zum Platz und in der Kleinen Kirchgasse. Beim Wiederaufbau um 1770 wurde also eine völlig neue Fassade im frühklasszistischen Duktus errichtet, welche eine gleich-mäßig, nüchterne Reihung von 11 statt ursprünglich wohl nur 9 Fensterachsen aufwies. Der Grund des Wiederaufbaus um 1770 lag ebenso wie beim Wunsch der Rekonstruktion 2007 in der erkannten Qualität der Schaufront zum Platz. Wieviel Fensterachsen der nüchternen Fassade von 1770 der Bau letztlich bei der Rekonstruktion besitzt, ist für das Erscheinungsbild des Hotel Stadt Rom von zweitrangiger Bedeutung, da der Bau in seiner Platzgestalt von 1740 rekonstruiert werden soll.

Die Rekonstruktion des Hotel Stadt Rom. Ein Gewinn für das Platzbild des Dresdner Neumarktes

Ohne eine Bebauung der Parzelle des Hotel Stadt Rom zerfließt die südöstliche Platzecke förmlich, besitzt keine räumliche Fassung. Erst mit einer Bebauung der Fläche wird der Platz an dieser Stelle gefaßt. Wichtig ist, daß die Kirchgasse ihre historische Breite behält, damit die Ecke auch wirklich nachgebildet werden kann, denn bei einer Verschiebung des Gebäudes Richtung Hotel de Saxe käme es kaum zur Fassung der räumlich wichtigen Ecke. Die Rekonstruktion des Hotel Stadt Rom würde dabei eines der wertvollsten und elegantesten Wohnhausbauten des deutschen Rokoko wiederherstellen, wenn auch als Kopie.

So könnte das Hotel Stadt Rom einmal aussehen. Es würde in der Mitte zwischen dem Schützhaus (r.) und dem Hotel de Saxe stehen. (Visualisierung: Andreas Hummel/Arte4D)