Das ist Dresdens Neumarkt-Planer

Sächsische Zeitung vom 13.10.2019

Ein Schwede ist für den zentralen Platz zuständig. Was ihm daran gefällt und was die Bürgerbeteiligung bewirkt hat.

Als Nilsson Samuelsson 1998 nach Dresden kam, stand kaum etwas auf dem Neumarkt. „An der Frauenkirche wurde gebaut, aber sonst war das ein großer leerer Platz mitten in der Stadt. Für mich total spannend“, erinnert er sich. Als Architekturstudent im Erasmus-Programm hat es den Schweden damals nach Dresden verschlagen. Dass er zwölf Jahre später als Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes genau für diesen Platz zuständig sein würde, hält er nach wie vor für einen Glücksfall. Die Liebe hatte ihn nach Dresden zurückgeführt.

„Ich bin sowohl mit den Investoren im Gespräch, als auch mit Vertretern der Stadtgesellschaft, die dort mitreden wollen“, sagt er. Die Dresdner Debatte von 2010 habe auch zu mehr Transparenz in der Arbeit des Stadtplanungsamtes geführt. „Es ist klar, dass eine Bürgerinitiative wie die Gesellschaft Historischer Neumarkt die Interessen ihrer Mitglieder vertritt“, sagt er. Genauso verständlich sei, dass Investoren, die die Häuser bezahlen, auch ihre Ziele verfolgen. „Wir als Stadtplaner müssen alle Belange im Blick behalten.“ Nicht selten würden er und seine Kollegen kritisiert, dass sie zu langsam arbeiten. „Natürlich ist ein Jahr eine lange Zeit, aber das Ergebnis zählt doch“, sagt Samuelsson. Für ihn sei es ein Privileg. all die Personen in den Prozessen kennengelernt zu haben. Und immer sei es möglich gewesen, mit Investoren über ihre Projekte zu verhandeln. „Der Standort Neumarkt hat gezogen, dass wir dort die beste Baukultur haben wollen.“ So kamen Wettbewerbe zustande und wurde über Fassaden diskutiert. „Es gab einfach immer eine Akzeptanz“, sagt der Stadtplaner.

Er ist selbst oft erstaunt, wenn er heute über den Neumarkt läuft. „Es gibt die kleinen Straßen, die bezaubernden Blickbeziehungen, die Farbigkeit. Die Wirkung entsteht nicht auf Plänen, diesen organischen Raum muss man live sehen“, sagt er. Nur die Dresdner müssten den Neumarkt noch für sich entdecken. Gefragt nach einem Lieblingsgebäude oder Quartier muss Samuelsson passen. „Es gibt sehr viele gelungene Bauten, ich könnte keines herausgreifen“, sagt der 51-Jährige.

Dresden habe sehr unterschiedliche Seiten, nur wenige Meter weiter entfernt zeige die Stadt mit dem Altmarkt ein ganz anderes Gesicht. Das mache den Reiz aus, hier immer wieder Neues auf engem Raum entdecken zu können.

Nilsson Samuelsson spricht am 16. Oktober um 19.30 Uhr in Johannas Grünem Salon am Neumarkt 14 über: „Der Neumarkt in Dresden – mehr als nur Barock und Glanz?“, der Eintritt ist frei.

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