Am 27. Mai 1994 wurde mit einer feierlichen Zeremonie der erste Stein der Frauenkirche symbolisch gesetzt. Ein großer Sandsteinquader, der bei der archäologischen Enttrümmerung gefunden und restauriert wurde, wurde an seinen ursprünglichen Platz am Eingang A gehoben. Dieser Akt markierte den Beginn eines aufwendigen Wiederaufbauprojekts, das architektonische Präzision und sorgfältige denkmalpflegerische Arbeit erforderte, begleitet von der begeisterten Bevölkerung.
Herbert Wagner, der ehemalige Oberbürgermeister von Dresden, war maßgeblich an diesem Projekt beteiligt und erinnert sich gern an die Herausforderungen dieser Zeit. Ludwig Güttler, ein weltbekannter Trompeter, spielte eine zentrale Rolle, indem er durch Benefizkonzerte und ein weltweites Netzwerk Mittel für den Wiederaufbau sammelte. Der Kameramann Ernst Hirsch dokumentierte den gesamten Prozess über 13 Jahre hinweg, ein wertvolles filmisches Archiv des Wiederaufbaus.
Eine entscheidende Rolle spielte auch der „Ruf aus Dresden“, ein im Februar 1990 veröffentlichter Aufruf, in dem eine Bürgerinitiative um weltweite Unterstützung für den Wiederaufbau bat. Dieser Aufruf machte deutlich, dass die Dresdner Bevölkerung sich nicht mit der Ruine abfinden wollte und stattdessen die Frauenkirche als ein christliches Weltfriedenszentrum im neuen Europa wieder errichten wollte. Der „Ruf aus Dresden“ bleibt ein kraftvolles Symbol für den Gemeinschaftsgeist und das Engagement, das diesen Wiederaufbau möglich gemacht hat. Das Weltfriedenszentrum, heute nötiger denn je, wurde hingegen niemals realisiert.
Der Wiederaufbau der Frauenkirche muss auch als Voraussetzung für die Wiederherstellung der historischen Erscheinung des Neumarkts verstanden werden. Denn die Notwendigkeit eines maßstabsbildenden baulichen Umfelds des Sakralbaus war eines der zentralen Argumente für das inzwischen fast abgeschlossene Wiederaufbauprojekt, an dem sich Millionen Menschen aus aller Welt jährlich erfreuen.