GHND-Pressemitteilung zur Eröffnung des Baukulturzentrums in Dresden

Der Aufbau eines Baukulturzentrums (BKZ) ist in Dresden zu begrüßen. Er tut sogar Not, wenn man sich die gebauten Beispiele der letzten Jahre am Postplatz, Straßburger Platz oder vielen anderen Stellen in der Stadt anschaut. Leider hat jedoch das BKZ in Dresden einen schwerwiegenden Geburtsfehler. Es ist einseitig auf eine bestimmte Richtung im Städtebau und in der Architektur ausgerichtet. Ziel hätte es sein müssen, alle heutigen Richtungen moderner Architektur und des Städtebaus abzubilden und zu vertreten. Dass das neue Zentrum dies nicht tun kann, hängt vor allem damit zusammen, dass die Gründungshelfer überwiegend Mitglieder des Zeitgenossen e.V. sind, die in den angeschlossenen Institutionen maßgebliche Positionen besetzen.

Die Mitglieder der Zeitgenossen vertreten, und dies kann man auf ihrer Webseite http://zeitgenossen-dresden.de in ihrem Statut, dem sogenannten Manifest, nachlesen, eine bestimmte Richtung in Architektur und Städtebaufragen. Der 2010 gegründete Verein tritt insbesondere dafür ein, dass sich Dresden endlich von seinen Traditionen lösen soll und sich der Moderne offen zuwendet. Auch der neue Leiter des Zentrums gehört den Zeitgenossen an. Obwohl 2010 gegründet, hat dieser Verein sich noch nie zu den in dieser Zeit entstandenen „Bausünden“, die in der Mehrzahl in dem immer weiter „Zukisten“ unserer Stadtlandschaft bestehen, öffentlich erklärt, geschweige denn dagegen etwas unternommen. Wie auch, er ist auf allen Entscheidungsebenen eingebunden.

Es ist also anzunehmen, dass außer Belehrungen der Dresdnerinnen und Dresdner über bestimmte Denkweisen nicht viel von dem neuen BKZ zu erwarten ist. Erste durch den Leiter des BKZ gemachte Äußerungen in Richtung des Narrenhäusels und des Neustädter Marktes deuten bereits darauf hin. Er hatte zu erkennen gegeben, dass gerade das Königsufer vorrangig zu seinen „Kampfgebieten“ zählen wird. Er hatte gefordert, auf das Narrenhäusel vorerst zu verzichten und stattdessen einen Wettbewerb durchzuführen. Er widerspricht damit klar einem bestehenden Stadtratsbeschluss zum Wiederaufbau des Narrenhäusels, der im Vorfeld allen Interessengruppen die Möglichkeit zur Stellungnahme geboten hatte und dann einer Abwägung unterlag. Zwar betont die Gesellschaft Historischer Neumarkt (GHND) die Notwendigkeit eines solchen Wettbewerbes, aber unabhängig und abgekoppelt vom Wiederaufbau des Narrenhäusels. Für dieses steht seit fast zwei Jahren ein Investor bereit, die Entwicklung des Königsufers wird bei einer öffentlichen Nutzung, welche wünschenswert wäre, nach Einschätzung der GHND voraussichtlich zwei Jahrzehnte benötigen.

Es scheint vorprogrammiert, dass das BKZ einseitig bestimmte Meinungen im Kanon aller architektonischen und städtebaulichen Lösungen favorisiert. Wer aus ideologischen Gründen versucht, Bürgerinnen und Bürger zu beeinflussen, ohne wirklich ihre Herzen zu erreichen, ist zum Scheitern verurteilt. Dies ist bedauerlich vor dem Hintergrund der großen gesellschaftlichen und baupolitischen Fragen unserer Zeit, die ein gemeinsames Handeln für mehr Baukultur in Dresden erfordern würden und die mit einem BKZ, das alle Interessengruppen vereint, möglich wäre.

Da das BKZ eine bestimmte Klientel bevorzugt, stellt sich natürlich auch die Frage, ob für den Aufbau und den Betrieb öffentliche Steuergelder Einsatz gefunden haben oder zukünftig finden werden. Sollte dies der Fall sein, muss es öffentlich kommuniziert und debattiert werden. Die GHND wird auch die Mitglieder der Architektenkammer Sachsen, die an dem Zentrum beteiligt ist, befragen, ob sie mit ihren Abgaben ein solches einseitig ausgerichtetes Zentrum unterstützen wollen.

Der Vorstand

Dresden, 09.06.2017

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