Hotel Stadt Leipzig in Dresden: Deshalb ruhen die Bauarbeiten

Dresdner Neueste Nachrichten vom 9.6.2020

Das Hotel Stadt Leipzig in der Inneren Neustadt war einst ein prächtiges Gebäude. Mehr als 30 Jahre schlief es ungenutzt einen Dornröschenschlaf und verfiel. Dann kam ein Investor und begann mit der Sanierung. Doch jetzt wurde ein Baustopp verhängt. Das sind die Gründe.

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„Der Bauherr hat das bestätigte Abbruchkonzept nicht eingehalten. Damit wurde von der Baugenehmigung abgewichen“, heißt es aus dem Rathaus.

Die Landesdirektion (LDS) ergänzt: „Der Baustopp war erforderlich, weil bei einer Baustellenrevision der LDS, Abteilung Arbeitsschutz gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Bau festgestellt wurde, dass auf der Baustelle Gefährdungen der Bauarbeiter durch einsturzgefährdete Bauteile und unzureichende Sicherungen bestanden“, erklärte Ingolf Ulrich, stellvertretender Sprecher der Behörde.

Droht dem historischen Gebäude ein neuer Stillstand?

Droht dem einsturzgefährdeten historischen Gebäude ein neuer jahrelanger Stillstand? 1457 wurde das Hotel Stadt Leipzig erstmals erwähnt. Nach dem Stadtbrand 1685 wurde es im barocken Stil wieder aufgebaut. Seit Ende der 1980er Jahre steht das historische Gebäude leer.

2012 hatte der damalige Besitzer, eine Objektgesellschaft, die zu einem polnischen Unternehmen gehörte, die Sanierung des Hotels Stadt Leipzig angekündigt. 2014 lag die Baugenehmigung vor. Es gab archäologische Grabungen im Hinterhof des Gebäudes und diverse Ankündigungen. Mehr nicht.

Projekt an ein renommiertes Dresdner Unternehmen verkauft

Ende 2018 verkaufte die Projektgesellschaft das Vorhaben „Heinrichs­höfe“ nebst dem historischen, stark verfallenen Gebäude an das renommierte Dresdner Unternehmen IIG. Ein Hoffnungsschimmer für den einstigen Prachtbau, dessen Zustand sich immer mehr verschlechtert hatte. Die IIG saniert den Barockbau und plant einen Neubau. 20 Apartments im Altbau, 14 Wohnungen im Neubau und vier Gewerbeeinheiten entstehen, viele davon sind bereits vergeben.

Der Baustart ließ etwas auf sich warten, da die IIG die Pläne des früheren Eigentümers änderte. „Tektur“ heißt die Änderung eines Bauantrages durch den Antragsteller, die Bearbeitung kann durchaus Monate kosten. Doch im Dezember 2019 stand endlich der Kran und Bauarbeiter griffen zu Schaufel und Schubkarre. Bis der Baustopp verhängt wurde.

Gebäude wurde zur Ruine und drohte zu verfallen

Uwe Werwach, Geschäftsführer der IIG Projekt-Neustadt GmbH & Co. KG, betonte auf Anfrage der DNN, dass es dem von ihm vertretenen Unternehmen gelungen sei, eine Sanierung und bauliche Wiedernutzbarmachung des ehemaligen Hotel Stadt Leipzig tatsächlich in die Wege zu leiten. „Und das, nachdem diese Immobilie seit Beginn der 1990er Jahre und in Händen einer Reihe von Eigentümern immer mehr zur Ruine geworden ist und trotz ihrer besonderen städtebaulichen Bedeutung für die Landeshauptstadt Dresden vollständig zu zerfallen drohte.“

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Seit Erteilung der Genehmigung 2014 habe der „Zahn der Zeit“ im wahrsten Wortsinn seine Spuren hinterlassen. „Bauteile, die 2014 noch erhaltensfähig waren, sind es aufgrund von Witterungsschäden nicht mehr gewesen, als die heutige Eigentümerin 2018 das Grundstück erworben hat“, so der Geschäftsführer.

Auf den miserablen Zustand musste der Bauherr reagieren

Darauf habe reagiert werden müssen, darauf sei auch reagiert worden. „Indem Nachtragsbaugenehmigungsanträge gestellt wurden.“ Die IIG und die Bauaufsichtsbehörde würden sich in ständigem Austausch befinden, sagt Werwach und verweist unter anderem auf ein Gespräch am 12. März bei Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen). „Bei dieser Gelegenheit ist durch die Landeshauptstadt Dresden auch zugestanden worden, dass Bauteile, die sich – abweichend von der Baugenehmigung – als nicht erhaltungsfähig erweisen, im Rahmen des bauordnungsrechtlich Zulässigen auf der Grundlage von Genehmigungsnachträgen beseitigen lassen.“

Laut Stadtverwaltung muss der Bauherr ein aktualisiertes Abbruchkonzept vorlegen. Dieses müsste von einem Statiker, der unteren Denkmalschutzbehörde, der Bauaufsicht und dem Arbeitsschutz bestätigt werden. „Erst anschließend dürfen die Arbeiten fortgesetzt werden.“

Aktualisiertes Abbruchkonzept wird rasch vorgelegt

Werwach erklärte, das aktualisierte Abbruchkonzept werde der Landeshauptstadt in dieser Woche zugeleitet. Die aufwändige Sanierung eines derart großen und speziellen Altbaubestandes führe zu der fast paradoxen Situation, dass auf der einen Seite – berechtigter maßen – Belange des Denkmalschutzes eingehalten werden müssten, die ihrerseits aber dazu führen würden, dass der Arbeitsschutz auf der Baustelle nur mit besonderem Aufwand sichergestellt werden könne. In seltenen Einzelfällen könnten derartige Widersprüche entstehen, die letztlich zum Baustopp geführt hätten.

Der Erhalt von Bauteilen mit Denkmalwert führe dazu, dass der Arbeitsschutz nicht mehr in der notwendigen Sicherheit eingehalten werden könne, so der Geschäftsführer. Er nennt als praktisches Beispiel einen Schornstein, der in der ursprünglichen Baugenehmigung als erhaltenswürdig deklariert werde, tatsächlich aber derart marode sei, dass er ohne Weiteres zusammenstürzen könnte. „Hier ist es selbstverständlich auch im Interesse jedes Bauherren, dass Arbeiten erst dann fortgesetzt werden, wenn der Schutz von Leib und Leben wieder gewährleistet ist.“ Dies sollte dann aber – durch die zuständigen Behörden kompetent begleitet – rasch erfolgen.

„Der Baustopp besteht weiterhin, bis die entsprechenden Unterlagen der beteiligten Firmen nachgereicht werden“, erklärte die LDS.

Von Thomas Baumann-Hartwig

Seit 2018 ist das Dresdner Unternehmen IIG Besitzer des historischen Gebäudes, will es sanieren und einen Neubau errichten. Quelle: Anja Schneider

 

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