Der Neptunbrunnen ist ein bedeutendes Kunstwerk, fristet aber ein Schattendasein. Das soll sich ändern. Eine Kopie des Brunnens soll am Japanischen Palais aufgestellt werden. Das Original sollte dagegen eine Umhausung erhalten.
Torsten Kulke, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND), spricht im Neumarkt-Newsletter für Dezember von einem „Paukenschlag“: Der Berliner Schriftsteller und Publizist Friedrich Dieckmann hat vor wenigen Tagen die Idee ins Spiel gebracht, eine Replik des Neptunbrunnens in der östlichen Gartenseite des Japanischen Palais am Neustädter Elbufer aufzustellen. Die Aufstellung einer Kopie in dem Garten mit Blick auf die Stadtsilhouette könnte nicht nur bei den Dresdner Gästen, sondern auch bei den Dresdnern selbst die Aufmerksamkeit für das Original erhöhen und damit für einen wirklich dauerhaften Schutz sorgen.
Dieckmann hat sich sehr eingesetzt für die Sanierung des Neptunbrunnens, einem Kunstwerk von europäischem Rang, künstlerisch vergleichbar in der Wertigkeit mit dem Trevi-Brunnen in Rom, wie es bei Kulke heißt. Der 1746 geschaffene Dresdner Brunnen führt jedoch ein Schattendasein – eingemauert zwischen Häusern und abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf dem Gelände des Krankenhauses Friedrichstadt.
Eine Umsetzung des Originals ist nicht möglich, weil dabei große Teile der Bausubstanz zerstört würden. Deshalb sollte der Neptunbrunnen durch eine, wie auch immer geartete Umhausung geschützt werden, während eine Replik aus anderem Material öffentlichkeitswirksam aufgestellt werden könnte. Dieckmann wirft laut Kulke der Dresdner Denkmalpflege aufgrund des Erhaltungszustandes der Großskulptur eine merkwürdige Sorglosigkeit vor. Es bleibe wenig Zeit, das Original wirklich dauerhaft zu schützen.
Neu sind diese Überlegungen nicht. Bereits 2015 war ein repräsentativerer Standort für den Neptunbrunnen diskutiert worden, doch schon damals wiesen Denkmalschützer auf die fragile Bausubstanz und fördermittelrechtliche Probleme hin. Deshalb war die Aufstellung einer Replik als langfristiges Ziel bei einem Treffen von Experten und Interessengruppen gesetzt worden. Das Verdienst von Dieckmann besteht darin, dieses Ziel wieder ins Gespräch gebracht zu haben.
Von Thomas Baumann-Hartwig