Sächsische Zeitung vom 22.10.2018
Ein Eckhaus am Neumarkt schmücken jetzt Wappen und Putten. Sie entsprechen fast den Originalen von Semper.
Von Kay Haufe
Blattranken und Engelsgesichter sind auf ihnen zu sehen, außerdem das sächsische Wappen und der englische Hosenbandorden. Diese Verzierungen auf einem Holzrahmen bringen Philipp Fischer und Stefan Hausdorf von der Wilsdruffer Firma Die Meistertischler gerade am Eckgebäude des Palais City One auf dem Neumarkt an. Sie schmücken künftig die Fenster des Erdgeschosses, hinter denen bald eine Boutique der Glashütter Uhrenmanufaktur „Lange & Söhne“ sowie die Shop-Café-Kombination „Johannas Colonialwaren“ einziehen.
Die Immobilienfirma Unser schönes Dresden (USD) baut das Palais City One, das aus neun einzelnen Objekten besteht, die mit dem Blobel-Haus Au Petit Bazar einen Vierseithof bilden. Zu ihnen zählen auch die Leitbauten Chiapponisches und Regimentshaus, die nahezu originalgetreu wieder aufgebaut werden.
Ähnlich verhält es sich auch mit den Verzierungen des USD-Gebäudes. Die Originale wurden einst von Gottfried Semper entworfen, der den Ladeneinbau für das Geschäft des königlich sächsischen Hofjuweliers Moritz Elimeyer besonders kunstvoll umsetzte. Dies erfolgte um 1840, einige Zeit nach Abbruch des alten Gewandhauses. Moritz Elimeyer war 1856 bis 1909 königlich- sächsischer Hofjuwelier in Dresden und Hoflieferant. 1847 bis 1886 auch Juwelier seiner Majestät des Königs von England. Er war auf die Anfertigung von Brillanten und Dekorationen spezialisiert. Elimeyer war Mitglied der Jüdischen Gemeinde und unterstützte als beratender Kommissar den Bau der neuen Semper-Synagoge.
Die Fensterfronten des neuen Gebäudes entsprechen in ihren Maßen jedoch nicht komplett denen des Historischen. Deshalb mussten die Mitarbeiter der Firma Meistertischler bestimmte Verzierungen anpassen und vergrößern. Vorlagen dafür fanden sie im Bildarchiv. Am Rechner wurden die neuen Elemente gestaltet und später mit einer CNC-Maschine ausgefräst. „Die großformatigeren Elemente wie die Orden oder Gesichter sind aus einem Mineralwerkstoff, der langlebiger ist als Holz“, sagt Philipp Fischer. Der Rahmen und die anderen Teile bestehen aus Holz.
Er und Matthias Mietsch von der beauftragenden Fassaden-Firma Fasytec sind begeistert von den Verzierungen. „Es sieht sehr gelungen aus, lockert die Fensterfront sehr schön auf“, sagt Fischer.
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