Der verstorbene Nobelpreisträger hat verfügt, dass ohne Pause weitergebaut wird.
Sächsische Zeitung vom 21.02.2018
Nobelpreisträger Günter Blobel hinterlässt auf dem Dresdner Neumarkt ein unfertiges Haus. Im kommenden Jahr wollte der verstorbene Dresden-Gönner das wiederaufgebaute „Au Petit Bazar“ gegenüber der Frauenkirche eröffnen. Mit Wohnungen in den obersten Etagen und einer Galerie für zeitgenössische Kunst im Erdgeschoss. Am Sonntag starb er im Alter von 81 Jahren in Manhattan. Einen Baustopp wird es aber nicht geben, sagte Architekt Michael Kaiser am Dienstag der Sächsischen Zeitung. Blobel habe verfügt, dass das „Au Petit Bazar“, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, in seinem Sinne wiedererrichtet wird – bis zum Schluss. „Er hat sich das Haus als Vermächtnis für Dresden gewünscht“, so Kaiser. Das Projekt sei bereits finanziert.
Die Eigentumsfragen müssen in den kommenden Wochen förmlich geklärt werden. Offenbar hat sich Günter Blobel eine Eigentümergesellschaft gewünscht, bestehend aus seiner Frau Laura Maioglio, die ein Restaurant in New York führt, und seinen Geschwistern. Kinder hatte das Paar nicht. Die Namen der neuen Eigentümer sollen bald auf der Bautafel am Neumarkt zu finden sein.
Wo Günter Blobel seine letzte Ruhe finden wird, hat die Familie bislang nicht mitgeteilt. Medienberichten zufolge könnte er in Italien bestattet werden. Im Norden des Landes, in der Gemeinde Fubine, hatte das Paar ebenfalls eine Wohnung. „Er hat sich sehr wohl in Italien gefühlt“, so Kaiser. Früher hätten Blobel und seine Frau mehrmals im Jahr Europa bereist. In den letzten Jahren sei das immer beschwerlicher geworden. Vor einem Monat erst bat der Mäzen zum Richtfest seines Neumarkt-Hauses um Entschuldigung, weil er nicht kommen konnte. Offiziell war damals vom hohen Forschungspensum als Grund für sein Fernbleiben die Rede.
Blobel wurde 1936 in Schlesien geboren. Auf der Flucht kam er 1945 nach Dresden und erlebte ein paar Kilometer entfernt die Bombardierung der Stadt mit. Zeit seines Lebens setzte er sich für den Wiederaufbau ein. (SZ/sr)
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So soll das „Au Petit Bazar“ einmal aussehen.