Sächsische Zeitung vom 18.02.2019
Die Reaktionen auf den Siegerentwurf zum Königsufer zeigen, dass daran noch gearbeitet werden sollte.
Seit einer Woche steht fest, wie das Königsufer und der Neustädter Markt bebaut werden könnten. Die Jury kürte den Entwurf von Bernd Albers und Günther Vogt aus Berlin zum Sieger des Wettbewerbes. Dieser greift die Struktur der früheren Bürgerhäuser am Königsufer auf und interpretiert sie mit großen Innenhöfen neu. Zwischen Blockhaus und Hotel Bellevue sollen Häuser rekonstruiert werden. Geplant sind auch Anbauten an das Hotel und Neubauten auf dem jetzigen Parkplatz gegenüber dem Finanzministerium am Carolaplatz.
Einer, der mit in der Jury saß, ist Gunther Thiele, der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, sagt er, denn ein Entwurf habe ihm und auch anderen besser gefallen als der jetzige Sieger. Dieser habe aber unter anderem die Verlegung der Köpcke- und Großen Meißner Straße beinhaltet und sah viel kleinteiligere Strukturen am Königsufer vor. „Er wäre nur schwer umsetzbar gewesen“, ist sich Thiele sicher. Deshalb habe sich die Mehrheit der Jurymitglieder für den Siegerentwurf entschieden, der sich auch an die vorgegebenen Höhenangaben gehalten habe und gute Blickbeziehungen von der Altstädter Seite zum Neustädter Ufer biete. „Eines muss daran aber noch weiter qualifiziert werden: Die geplanten Gebäude gegenüber dem Finanzministerium neben dem Volkskundemuseum“, sagt Thiele. An der Stelle falle der Entwurf deutlich ab.
Wer will dunkle Ecken?
Weitaus stärkere Kritik äußert Marco Dziallas vom Architekturnetzwerk Ostmodern. „Alle fünf Entwürfe, die von den eingereichten 28 Arbeiten in die Endauswahl gekommen sind, waren für uns enttäuschend. Grund dafür ist, dass sie alle die Bebauung der Freiflächen am Neustädter Markt vorsehen und damit das Ensemble zerstören“, sagt Dziallas. Gar nicht verständlich ist für ihn die vorgesehene Verlegung der Brunnen. „Die Stadt hat bisher nicht mal Geld für die Reparatur der Brunnen in die Hand genommen, und jetzt sollen sie gleich an eine andere Stelle versetzt werden“, erregt sich das Ostmodern-Mitglied. „Mit den Neubauten entstehen dahinter dunkle Ecken. Wer will den so etwas?“, fragt er. Und auch die Entwürfe für das Königsufer böten lediglich eine Rückbesinnung auf das alte Dresden. „Natürlich kann das alles kleinteilig sein, dagegen haben wir nichts. Aber wenn neu gebaut wird, muss auch etwas Zukunftsweisendes entstehen.“
Ganz anders schätzt es Torsten Kulke ein, der Vorsitzende der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND). „Der Entwurf geht in die richtige Richtung“, sagt er. Ihm gefällt, dass der Uferbereich gut gestaltet sei und die Bebauung nicht weiter geht als bis zur Hälfte der Größe des Finanzministeriums. Natürlich findet auch die Rekonstruktion der Häuser zwischen Blockhaus und Bellevue seine Zustimmung, immerhin hatte das die GHND gefordert. Um das festzuschreiben, was der Siegerentwurf enthält, müsse es jetzt eine Gestaltungssatzung für Königsufer und Neustädter Markt geben, sagt Kulke. Kritisch betrachtet auch er die geplante Verlegung der Brunnen. „Darüber muss gesprochen werden. Der Abstand zu den Häusern aus DDR-Zeiten muss gewahrt bleiben.“
Darauf drängt auch Thomas Löser von den Grünen. „Mit dem baulichen Erbe aus der DDR-Zeit muss respektvoll umgegangen werden“, sagt er. Die Weite des jetzigen Neustädter Marktes dürfe nicht so extrem eingeengt werden wie im Entwurf vorgesehen. Dort müsse weiter Platz für Grünflächen sein. Und auch die Platanen müssen erhalten werden“, sagt der baupolitische Sprecher der Grünen.
„Es ist gut, dass die Parzellierung und Höhenbegrenzung so gelungen ist. Aber was mir total in dem Entwurf fehlt, ist das Mutige. Man erkennt darin nicht, dass wir im 21. Jahrhundert leben“, so Löser. das müsse spätestens über die Fassadengestaltung geregelt werden. Zum anderen verstehe er nicht, warum sich nur 28 Büros und kaum internationale am Wettbewerb beteiligt haben. „Die Bandbreite der Entwürfe war zu wenig. Gerade für diese exponierte Stelle. Hier müssen wir als Stadt und auch der Stadtrat überlegen, was wir offenbar im Ausschreibungsverfahren falsch gemacht haben.“
Foto
So präsentiert sich der Neustädter Markt heute aus der Vogelperspektive. Die Brunnen sollen laut Entwurf weiter an den Rand rücken. © René Meinig
Foto
Die blau markierten Häuser symbolisieren die potenziellen Neubauten am Neustädter Markt. © René Meinig