PRESSEMITTEILUNG
(Gemeinsame Pressemitteilung der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) und Stadtbild Deutschland e.V., herausgegeben durch die GHND)
Neustädter Markt
Fragen nach der Sinnhaftigkeit der Ausgabe von Steuermitteln bei Wettbewerben
Der Wettbewerb zum Königsufer und Neustädter Markt, einer der größten städtebaulichen Wettbewerbe der letzten Jahre, bundesweit beachtet, war im Februar zu Ende gegangen. Mit einem großen Aufwand, finanziert aus Steuergeldern, hat die Stadt über ein Jahr diesen Wettbewerb vorbereitet und durchgeführt. Unzählige Sitzungen wurden für die Abstimmung seitens der Verwaltung und des Stadtrats dazu abgehalten. Einmalig war dabei auch die in drei Stufen durchgeführte Bürgerbeteiligung, an der sich die Bürger intensiv beteiligten. Eine vom Stadtrat bestätigte Jury kürte einen 1., 2. und 3. Preis und zwei Anerkennungen, in welche die Bürgermeinung mit eingeflossen ist. So jedenfalls propagierte es die Stadt.
Das alles gilt nun heute nicht mehr, denn wie der Dresdner Baubürgermeister Schmidt-Lamontain gegenüber der Presse bekannt gab: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Stadträte nur den Vorschlägen für das Königsufer im Entwurf zustimmen und den Neustädter Markt herausnehmen. Kein einziger der über 20 Entwürfe zum Neustädter Markt hat mich und die Jury überzeugt.“
Mit diesem Urteil wird die stadtweite Bürgerbeteiligung ausgehebelt.
Der Baubürgermeister und die Verwaltung muss sich die Frage nach Steuergeldverschwendung gefallen lassen. Was, wenn mit einem so großen Aufwand ein Wettbewerb durchgeführt und es zu keinem, aus Sicht der Verwaltung umsetzbaren Ergebnis kommt. Dies führt einerseits nicht nur zur Frustration der Bürger, sondern die Bürger fragen sich auch, warum sie für dies Steuergeld in Höhe von über 387.000,- Euro ausgegeben haben.
Fakt ist, dass einige am Wettbewerb beteiligte Architekten, welche bereits in der 1. Runde ausgeschieden sind, sich nie mit dem Wettbewerbsergebnis abfinden konnten und wollten. Sie gründeten deshalb zusammen mit anderen Bürgern, deren Meinung auch beim Wettbewerb kein Gehör gefunden hatte, eine Initiative „Neustädter Freiheit“. Ziel der Initiative ist es, jegliche Änderungen in dem Bereich am Neustädter Markt zu unterbinden. Da sie es auch nach der Jury-Entscheidung zum Wettbewerb nicht geschafft haben, das gesamte Gebiet unter Denkmalschutz stellen zu lassen, nur die beiden Brunnen sind seit Juni unter Denkmalschutz gestellt, versucht sie nun über eine Petition entsprechend politisch Druck aufzubauen.
Die Beteiligten am Wettbewerb, sowohl die Stadträte, wie auch die Verwaltung müssen sich fragen lassen, wie es sein kann, dass erst ein großer Wettbewerb vorbereitet und durchgeführt wird und dann zumindest ein großer Teil des Wettbewerbsergebnisses in Frage gestellt wird. Gerade das Stadtplanungsamt klagt immer über Personal- und Finanznot. Aber auch für die im zweiten Durchgang arbeitenden Architekten ist es eine Zumutung, da die Hälfte ihres Wettbewerbseinsatzes heute für nicht notwendig erklärt wird.
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) kommt zu dem Ergebnis: So kann man sowohl mit den beteiligten Personen, als auch mit den Finanzen nicht umgehen. Sie fordert eine entsprechende Entschuldigung von der Verwaltung und gegebenenfalls finanzielle Entschädigung der in der letzten Phase beteiligten Architekturbüros für ihren unsinnigen Aufwand. Die Entwicklung des Neustädter Marktes wieder hin zu einer Platzanlage erfordert ein klares Konzept und ein sich daran orientierendes Handeln. Dies kann auch, wie von der GHND vor Jahren schon vorgeschlagen, durch einen Stufenplan erfolgen. Darüber hinaus gehört dazu auch das Wissen über die noch technisch möglichen Standzeiten im Kosten-Nutzen-Verhältnis, entstehend durch die Betonkarbonatisierung und die Sanierungsmöglichkeiten der Plattenbauten und untersucht durch eine unabhängige Fachstelle. Nur mit der Herausnahme eines Teils des Wettbewerbsergebnisses „nur um keinem weh zu tun“ ist es nicht getan. Am Neustädter Markt sind schwierige Entscheidungen zu treffen, um diesen drittwichtigsten Platz wieder zu einem Platz zu gestalten. Die GHND will wissen, wie die Verwaltung sich die weitere Entwicklung vorstellt und wie sie ein gezieltes Handeln gewährleisten will, ohne weitere Steuermittel und Personalressourcen zu verschwenden.
Der Vorstand
Dresden, 26.09.2019
Anlage
Wettbewerbsergebniss 1. Preis Bernd Albers, Berlin (Beitragsbild)
Wettbewerbsergebniss 2. Preis Jordi, Keller, Pellnitz, Kautz, Krause