In der Zeit vom 19. März bis zum 3. April wurden im Zentrum für Baukultur Sachsen (ZfBK) unter dem Titel „Königsufer Dresden. Ortsbestimmung zwischen Stadt und Landschaft.“ Studentenarbeiten gezeigt. Diese Studentenarbeiten entstanden als Diplomarbeiten von Architekturstudenten der TU Dresden bei Prof. Thomas Will – Professur für Denkmalpflege und Entwerfen.
Die Aufgabe war eng umgrenzt und orientierte sich mit der Aufgabenstellung an dem im Mai folgenden internationalen Wettbewerb. Im Großen und Ganzen entsprechen die Entwürfe wohl den Erwartungen aus der Bürgerschaft. Dennoch zeigen die Arbeiten auch Punkte auf, die von den Teilnehmern des im Mai beginnenden internationalen Wettbewerbes vermieden werden sollten. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) wendet sich daher mit dieser Pressemitteilung über die Öffentlichkeit an die zukünftigen Teilnehmer des Wettbewerbes.
Die GHND bemerkt, dass eine eingehende Analyse des Dresdner Bürgerhauses des 18. Jahrhunderts, von denen einige Häuser noch im Viertel um die Königstraße und Hauptstraße erhalten sind, fehlt. Dieser Gebäudetypus hatte seine ganz besonderen Eigenarten. Fester Bestandteil war dabei das Vorderhaus, der Hof mit Seitenflügeln und ein Hinterhaus, alles jeweils mit einem Sattel- oder Mansarddach als Abschluss ausgeführt. Das Hinterhaus hat dabei im Falle des Königsufers auch die Funktion eines Vorderhauses zu erfüllen, da es in der Blickachse der Brühlschen Terrasse steht und vor ihm sich der Landschaftsraum des breit auslaufenden Elbufers befindet, welcher leicht ansteigt. Für die dabei notwendige Kleingliedrigkeit des Areals links und rechts des Blockhauses ist auf die ehemalige und heute noch vorhandene Parzellierung der Grundstücke zurückzugreifen, um die Gebäude nicht zu wuchtig wirken zu lassen.
Mit der Wiederaufnahme der ehemaligen Parzellenstruktur ergibt sich auch beim Blick von der Hauptstraße auf das Blockhaus und die Areale links und rechts davon eine gewisse Gleichmäßig- und Einheitlichkeit, die die Großartigkeit des Platzes ausmachte.
Das Institut für Stadtbaukunst an der Technischen Universität Dortmund, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen, Lehrstuhl Städtebau Prof. Christoph Mäckler, hatte sich bereits 2011 in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Dresden und der GHND des Themas Neustädter Markt angenommen und die Typologie des Dresdner Bürgerhauses herausgearbeitet. Einige der über 60 damals entstandenen Studentenarbeiten wurden in einer Broschüre zusammengefasst, welche die GHND für 10,- Euro in ihrem Informationspavillon am Pirnaischen Platz verkauft, solange der Vorrat reicht. Dazu erhält jeder Käufer gratis einen historischen Stadtplan der Inneren Neustadt mit Erläuterungen zu den bedeutendsten Bauten.
Wichtig erscheint weiterhin, dass die zum Ufer liegenden Garten- und Landschaftsanlagen eine Symbiose mit den Bauten am Königsufer eingehen. Einige Studentenarbeiten haben diese Symbiose durch das Anlegen kleinerer Pavillons sehr gut gelöst.
Aus Sicht der GHND ist es enorm wichtig, dass beide Seiten links und rechts des Brückenkopfes der Augustusbrücke bis zum Finanzministerium auf der einen und bis zum Bellevue auf der anderen Seite eine Geschlossenheit des Straßenzuges aufweisen und die neu entstehenden Gebäude am Brückenkopf der Augustusbrücke möglichst eng, auch durch die Nutzung eines Gebäudes mit Arkadengängen, zum Blockhaus hin sich orientieren.
Die Großartigkeit der Platzanlage des Neustädter Marktes bestand von der Hauptstraße kommend darin, dass der Platz mit seiner kleingliedrigen Struktur sich am Neustädter Markt leicht öffnete, um dann zum Brückenkopf führend sich wieder zu verengen und dann erst, nach dem Betreten der Augustusbrücke, den Blick auf die Großartigkeit der Altstädter Seite freizugeben. Dieses Raumerlebnis muss ohne seinesgleichen in Dresden gewesen sein und unseren Altvorderen vor der Zerstörung einen Aha-Effekt entlockt haben.
Des weiteren weist die GHND nochmals darauf hin, dass sie, wie beim Narrenhäusel, auf eine Rekonstruktion der Fassaden und auch der Hauptgrundriss-Strukturen der vier Gebäude zwischen Blockhausgäßchen (Blockhaus) und Bellevue bestehen wird. Sie erklärt sich bereit, den Eigentümer bei der Wiedererrichtung zu unterstützen oder ihm Grundstückskäufer, die bereit für eine Rekonstruktion sind, zu vermitteln.
Der Straßenzug Große Meißner Straße mit seinen hochbedeutenden Barockhäusern hatte die selbe Wertigkeit wie die Barockhäuser an der Rampischen Straße. Auf diesen Sachverhalt machte bereits Fritz Löffler in seinem Buch „Das Alte Dresden“ aufmerksam. So schreibt er (S. 285, Ausg. 1989): „Die großartigste Komposition eines Platzes wuchs im augusteischen Zeitalter aber in der Neustadt mit der Umgestaltung des bescheidenen sorbischen Rundlings zum Neustädter Markt. Monumentale und bürgerliche Bauten, Brücke, Avenue und Straßenzüge bescheidener Größe sind hier in schlechthin vollkommener Ordnung zusammengeführt. Mehr als sechs Jahrzehnte hat es gedauert, bis diese Lösung ausgereift war. Auf den Bebauungsplänen läßt sich verfolgen, wie um sie gerungen wurde. Jede der acht hier mündenden Straßen hat ihr einmaliges Gesicht: Die monumentale Hauptstraße, die sich nach dem Bautzner Platz (Albertplatz) verjüngt, und die mit Reißschiene gezogene spätere Kasernenstraße, der westlich die in leichtem Bogen geführte Große Meißner Straße gegenüberliegt. Das kostbarste Stück aus dem barocken Geschmeide Dresdens war nur noch mit der Rampischen Straße der Altstadt zu vergleichen.“
Der Vorstand
Dresden, 4.4.2018
Visualisierung Beitragsbild: Große Meißner Straße 1-5; GHND/Arte4D
Visualisierung: Blockhausgäßchen 3, Innenhof Blockhausgäßchen 3; GHND/Arte4D