Hotel am Terrassenufer: Was soll aus Dir werden, altes Haus?

Dresdner Neueste Nachrichten vom 5.5.2020

Die Betreiber des Hotels am Terrassenufer wollen die Fassade sanieren. Eigentlich dürfte das Gebäude gar nicht mehr stehen. Die Sanierungspläne sorgen dafür, dass eine alte Debatte neuen Zündstoff erhält.

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Was könnte alles stehen unterhalb der Carolabrücke, wenn der Vertrag zwischen der Landeshauptstadt Dresden und der Familie Trapp etwas besser gelungen wäre. Eine kulturelle Einrichtung war im Bebauungsplan vorgesehen – ein Museum, eine Schule oder ein Theater. Wäre, wenn, hätte. Nach wie vor steht der Zwölfgeschosser, am 14. Mai 1964 als Hochhaus-Hotel „Dresden-Tourist“ eröffnet.

Hotel ist das Gebäude immer noch. Die Gäste lieben die Aussicht auf Dresden und die Berge der Sächsischen Schweiz, wie Hotel-Betreiber Max Trapp regelmäßig versicherte. Schon 2014 kündigte er eine Sanierung des Hochhauses an, nun scheinen die Pläne konkret zu werden: Am Freitag beschäftigt sich die Gestaltungskommission – wegen der Corona-Pandemie hinter verschlossenen Türen – mit der Frage, welche Aufgabe die Teilnehmer eines Architektenwettbewerbs für Sanierung und Umgestaltung der Fassade erhalten sollen.

Stadtrat Löser fordert Teilabriss

Für Thomas Löser, Baupolitiker der Grünen im Stadtrat und Mitglied der Gestaltungskommission, der richtige Zeitpunkt, prinzipiell über das Gebäude nachzudenken. Da ein Abriss nicht möglich ist, fordert Löser einen Teilabriss. Mindestens drei Stockwerke sollen abgetragen werden, so der Grüne. Damit das Haus den Blick freigibt auf die Elbhänge.

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt (GHND) bezeichnet das Hotelgebäude als „eine der drei größten baulichen Sünden aus der DDR“ neben dem Hochhaus am Pirnaischen Platz und den Hochhäusern am Käthe-Kollwitz-Ufer. GHND-Vorstandsvorsitzender Torsten Kulke bringt einen Abriss von vier Etagen ins Gespräch. Das würde der Dresdner Stadtsilhouette einen großen Dienst erweisen. Die Stadt könne den Hoteleigentümern als Ausgleich ein benachbartes Grundstück kostenlos für einen Anbau zur Verfügung stellen.

Entree zur Johannstadt

Eine Auffassung, die auch die CDU teilt. „Ein Teilabriss war auch bei uns mehrheitsfähig. Das sehe ich nach wie vor als Ziel, um wichtige Sichtachsen zu öffnen“, erklärte Mario Schmidt, Baupolitiker der Christdemokraten im Stadtrat. Die Verwaltung sei weiter gefordert, entsprechende Verhandlungen mit dem Eigentümer zu führen. „Eine Neugestaltung der Fassade scheint mir sinnvoll, derzeit aber nicht das dringendste Problem“, so Schmidt.

„Einspruch!“, erklärt Tilo Wirtz, Bauexperte der Linken im Stadtrat. „Von einem Rückbau um drei Etagen halte ich nichts, weil dann der Stummel jeden Charakter verliert.“ Das Hochhaus habe durchaus seine Berechtigung als Auftakt der Johannstadt und als Entree in die Altstadt – von der Carolabrücke aus gesehen. „Denke ich mir das weg oder niedriger, dann entsteht auf der Johannstadtseite eine monotone Dachlandschaft, die durch gar nichts aufgelockert wird“, gibt Wirtz zu bedenken.

Die Fassade sollte im Bestand saniert werden, empfiehlt der Linke-Stadtrat. „Jede andere Gestaltung führt zu Kontroversen.“ Die bestehende habe ihren eigenen ästhetischen Reiz und vertrete die nüchtern-technische Auffassung der 1960er Jahre. „Nur leider eben an der falschen Stelle in der Stadt“, wie Wirtz eingesteht.

Von Thomas Baumann-Hartwig

 

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