Kehrtwende: Neumarkt-Wächter wollen Hotel Stadt Rom verschieben

DNN vom 19.06.2018

Eigentlich war der Wiederaufbau eines historischen Gebäudes an einem abweichenden Standort für die Neumarkt-Wächter undenkbar. Nun aber haben sie im Fall des geplanten Wiederaufbaus des Hotels Stadt Rom eine Kehrtwende vollzogen.

 

Eigentlich war der Wiederaufbau eines historischen Gebäudes an einem abweichenden Standort für die Neumarkt-Wächter undenkbar. Nun aber haben sie im Fall des geplanten Wiederaufbaus des Hotels Stadt Rom eine Kehrtwende vollzogen. Die Hauptversammlung der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) hat dem Vereinsvorstand jüngst empfohlen, eine Verschiebung des Baukörpers in Richtung Moritzstraße nicht mehr auszuschließen.

Denn während die anderen Baustellen und Planungen am Neumarkt vorm Abschluss stehen, ist der Wiederaufbau des Hotels Stadt Rom immer noch nicht abschließend geklärt, obwohl es der GHND zufolge aktuell sogar zwei potenzielle Investoren gebe. Der Grund: Die bei Neubauten geforderten Abstandsflächen sind zu gering. Sie überschneiden sich mit der Heinrich-Schütz-Residenz und den Nachbargebäuden an der Wilsdruffer Straße. Beim Verkauf der entsprechenden Grundstücke hatte das städtische Liegenschaftsamt versäumt, den Eigentümern entsprechende Vorgaben zu machen. Seit 1979 und noch vor zehn Jahren als wichtiger Leitbau auf der Südseite des Platzes geplant, zog die Verwaltung die Notbremse, beerdigte Anfang 2011 das Projekt trotz eines damals in den Startlöchern stehenden Investors und ließ auf dem Grundstück Bäume pflanzen.

Weil dies keine Dauerlösung sein sollte, beauftragte der Stadtrat das Stadtplanungsamt mit der Durchführung eines Werkstattverfahrens, um für diesen städtebaulich sensiblen Bereich am Übergang vom Barock zum Sozialistischen Klassizismus verschiedene Varianten zu erarbeiten. Das jedoch brachte kein Ergebnis. Auch ein Durchbruch der Moritzstraße durch die Nachkriegsbebauung entlang der „Wilsdruffer“ war im Gespräch – und per Ratsbeschluss vom Oktober 2013 geplant, ebenso wie die Errichtung des Hotels Stadt Rom am Originalstandort. Eine von Ex-Baubürgermeister Gunter Just vorgeschlagene Verschiebung des Hotels habe der Rat auf GHND-Initiative abgelehnt. „Wir können doch Gebäude nicht beliebig hin- und herschieben, wenn wir sie wieder aufbauen wollen“, erklärte GHND-Chef Torsten Kulke noch 2015.

Nun also der Meinungsumschwung. Mit dem neuen Vorstoß wolle der Verein, für den „selbstredend bei diesem Baukörper nur eine Rekonstruktion in Frage“ komme, wieder Schwung in die Diskussion bringen. Die Teilnehmer von Wettbewerben in den 1980er Jahren hätten schließlich schon damals die enorme städtebauliche und künstlerische Bedeutung des Hauses erkannt und seien einer Verschiebung des Baus auch als Rekonstruktion nicht abgeneigt gewesen, wie die GHND nun argumentiert. Sie will „in den nächsten Wochen mit allen politischen Akteuren darüber sprechen.“ Torsten Kulke wisse seit Jahresanfang von einem möglichen Investor für das Projekt. Erst am Freitag habe sich sogar noch ein zweiter potenzieller Investor gemeldet. Namen und Details hierzu wollte der GHND-Vorstand jedoch nicht verraten.

Von Stefan Schramm

 

Visualisierung (Beitragsbild)

Dieses Bild mit einem etwas vergrößerten Abstand zur Heinrich-Schütz-Residenz (rechts) würde sich ergeben, wenn man das Hotel Stadt Rom (Mitte) um wenige Meter vom Originalstandort weg nach Nordosten verschiebt und für den kostspieligen Durchbruch der Moritzstraße hin zur „Wilsdruffer“ sorgt. Quelle: Visualisierung: GHND/Arte4D