Neuer Anlauf für das Hotel Stadt Rom

Das Gebäude am Dresdner Neumarkt könnte etwas verschoben wieder aufgebaut werden. Es gibt auch Interessenten dafür.

Für manche Dresdner ist der Neumarkt bereits fertig. Im kommenden April wird das Grüne Gewandhaus mit hohem Besuch aus Großbritannien und großer Feier von der Stadt eröffnet. Dann sind auch das Palais City One und das Au petit Bazar bezogen. Am Quartier Hoym neben dem Polizeipräsidium wird fleißig gearbeitet und an der Schloßstraße beginnt die Baywobau mit dem Quartier Schloßeck, beide sollen 2021 fertig werden. Doch eines der prägendsten Gebäude des Neumarktes wartet noch immer auf seine Wiedererrichtung: das Hotel Stadt Rom.

Vor ihm fanden 1849 Barrikadenkämpfe statt, von denen Druckgrafiken zeugen, die heute in der Sächsischen Landesbibliothek aufbewahrt werden. Das Gebäude war Hauptquartier der aufständischen Bevölkerung mit so bekannten Persönlichkeiten wie Richard Wagner und Michael Bakunin. Zerstört wurde das 1833 eröffnete Hotel beim Bombenangriff im Februar 1945. Doch viele Originalteile sind im Lapidarium erhalten. Nun gibt es einen Vorstoß, das geschichtsträchtige Haus wieder entstehen zu lassen. Die CDU-Fraktion will Anfang 2019 einen Antrag in den Stadtrat einbringen, das Grundstück auszuschreiben, um das Hotel Stadt Rom wieder aufzubauen. Möglich wird dies überhaupt nur, weil die Gesellschaft Historischer Neumarkt (GHND) von ihrer Position abgerückt ist, das Gebäude ausschließlich am ursprünglichen Standort zu errichten. Denn dort ist der Aufbau wegen zu geringer Abstandsflächen zur Heinrich-Schütz- Residenz und den Häusern an der Wilsdruffer Straße aus den 1950-er Jahren nicht mehr möglich. Die Stadt hatte es versäumt, den neuen Eigentümern beim Verkauf entsprechende Vorgaben zu machen.

Jetzt hat der Stillstand aber auch den Neumarkt-Wächtern zu lange gedauert und die Hauptversammlung hat einer Verschiebung des Standortes zugestimmt. „Wir haben das nicht allein im Vorstand beschlossen, sondern die Entscheidung auf breitere Füße gestellt“, sagt GHND-Vorstand Torsten Kulke. Die Verschiebung bedeutet, dass das Hotel Stadt Rom zwischen dem Steigenberger-Hotel de Saxe und der Heinrich-Schütz-Residenz wenige Meter nach Nordosten platziert werden kann. Dafür müsste es von der Moritzstraße einen Durchbruch durch die bestehenden Gebäude zur Wilsdruffer Straße geben. „Wohnungen würden dabei nicht verloren gehen, lediglich Gewerbeflächen“, sagt Kulke. Allerdings müsste die Stadt dafür zunächst mit dem Hauseigentümer Vonovia in Kontakt treten.

Doch Kulke ist optimistisch, dass dies gelingen könnte. Immerhin zwei Interessenten gibt es nach seiner Kenntnis bereits, die das Hotel Stadt Rom bauen wollen. Für ihn und den Verein steht fest, dass für den Bau nur eine Rekonstruktion infrage kommt. An der selbstredend die Originalteile miteinbezogen werden sollen. „Schon zu DDR-Zeiten war die Bedeutung des Hauses aus städtebaulicher und künstlerischer Sicht für den Neumarkt unumstritten“, sagt Kulke. „Ohne eine Bebauung der Parzelle des Hotel Stadt Rom zerfließt die südöstliche Platzecke förmlich, besitzt keine räumliche Fassung“, heißt es auf der Internetseite des Vereins.

Schon mehrfach hat es Versuche gegeben, das Projekt voranzutreiben. So hatte die Stadt sogar ein Werkstattverfahren zur stadträumlichen Verflechtung des Neumarkts und der Wilsdruffer Straße durchgeführt. Das blieb jedoch ergebnislos. 2013 wurde der Durchbruch zu Wilsdruffer Straße diskutiert und sogar beschlossen. Dieser ist allerdings mit vielen Schwierigkeiten versehen. So müssten für den rund zehn Meter breiten Durchgang wohl zwei Treppenhäuser abgerissen und darüberliegende Wohnungen umgebaut werden. Mehrere tragende Wände wären betroffen. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2013 kostet dies mindestens eine Million Euro, eher zwei. Die Linke hatte damals vorgeschlagen, das Hotel Stadt Rom zu bauen, aber die Moritzstraße als Sackgasse enden zu lassen. Das fand jedoch keine Mehrheit. Bis heute blieb es beim Status Quo.

 

© Visualisierung: GHND
So könnte das Hotel Stadt Rom aussehen, wenn es etwas nach Nordosten verschoben wird und ein Durchbruch zur Wilsdruffer Straße entsteht.

 

Neumarkt vervollständigen

SZ-Redakteurin Kay Haufe plädiert für eine harmonische Lösung am Südende des Platzes.
Von Kay Haufe

Die wenigsten kennen den Neumarkt noch aus der Zeit vor der Zerstörung 1945. Doch Stück für Stück kehrt er zurück, ergänzt durch moderne Bauten. Es ist wieder vorstellbar, wie das Leben einst in den engen Gassen pulsierte und sich alles auf die Frauenkirche im Zentrum fokussierte. Während der Adventszeit bot der Neumarkt genau dieses Bild.

Dresdner und Gäste sind begeistert von den wiederaufgebauten Quartieren. Jetzt gibt es die Chance, den Platz im Süden gebührend abzurunden. Mit dem Hotel Stadt Rom würde ein sehr geschichtsträchtiges Haus zurückkehren.

Es wäre wünschenswert, architektonische Lösungen zu finden, die den Nachkriegs-Gebäuden an der Wilsdruffer Straße gerecht werden. Denn auch sie prägen das Gesicht Dresdens. Harmonie am Übergang vom Sozialistischen Klassizismus zum Barock zu erzeugen, wird nicht einfach, sondern ist herausfordernd.