SZ vom 31.03.2018
Sein Engagement hat sich nun auch über die Grenzen der Stadt hinaus ausgezahlt: Torsten Kulke, der Vorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) wird mit dem „Henry Hope Reed Award“ ausgezeichnet, den die School of Architecture der Universität Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana verleiht. Mit dem mit 50 000 Dollar dotierten Preis wird jährlich auch ein Nicht-Architekt geehrt, der „die hohen Ideale der traditionellen und klassischen Architektur“ in der heutigen Gesellschaft erfolgreich aufrecht erhält, so die Universität. Die Preisverleihung fand am 24. März in Chicago statt.
Juror Richard H. Driehaus begründete die Entscheidung der Jury unter anderem damit, dass Kulke die Rekonstruktion des Neumarkts gegen erheblichen politischen Gegenwind durchgesetzt habe. Dresden sei dadurch zu einem Vorbild für die Stadterneuerung weltweit geworden. Die Anerkennung solle die Autorität von Kulke und der GHND für weitere Rekonstruktionsprojekte und neue traditionelle Architektur in und um Dresden bestärken, ebenso wie ähnliche Initiativen, so in Berlin, Potsdam und Frankfurt am Main. (SZ/kh)
Torsten Kulke in Chicago. Foto: Driehaus Foundation Chicago/University of Notre Dame
DNN vom 31.03.2018
Plädoyer für Rekonstruktion
Neumarkt-Gesellschaft Dresden in Amerika geehrt
Erstmals geht ein renommierter US-amerikanischer Architekturpreis nach Europa – an Torsten Kulke, den Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden. In seiner Rede plädiert Kulke leidenschaftlich für die Rekonstruktion von Stadtquartieren.
Torsten Kulke, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND), hat jetzt in Chicago den „Henry Hope Reed Award“ der Universität Notre Dame im US-Bundesstaat Illinois verliehen bekommen. Die mit 50.000 US-Dollar dotierte Auszeichnung erhält jedes Jahr eine Person, die sich in Architektur und Kunst der Erhaltung eines traditionellen Stadtbildes widmet. Erstmals geht der 2005 ins Leben gerufene Preis nach Europa.
Erstaunen und Freude über den Wiederaufbau des Neumarktes
„Kulke hatte die Vision, dass Dresden wieder eine pulsierende Stadt werden und ihre eigene reiche Geschichte respektieren könne und er überwand einigen politischen Widerstand, was seine Pläne anbetraf“, würdigte Richard H. Driehaus, Gründer und Vorsitzender der Driehaus Capital Management LLC aus Chicago, den Preisträger. „Mit Hilfe privater Investitionen und einer umsichtigen Projektverwaltung gelang Kulke etwas Außergewöhnliches, und Dresden wurde zum Vorbild des Wiederaufbaus anderer Städte und Gemeinden in der ganzen Welt.”
Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der außergewöhnlichen Leistung, die der Wiederaufbau des Neumarktes sei. Dieser sei in der ganzen Welt auf Erstaunen und Freude gestoßen. „Es ist einzigartig in Deutschland wie auch in der ganzen Welt, durch diese Ambition das verloren gegangene Herz einer vor Jahrzehnten durch den Krieg zerstörten Stadt wieder zum Leben zu erwecken“, heißt es in der Begründung. Die Jury hoffe, dass die Ehrung ihres Vorsitzenden die GHND weiter stärke und andere Wiederaufbauprojekte in und um Dresden vorantreibe.
Kulke erklärte in seiner Rede, dass die Moderne in der Architektur zum großen Teil abgewirtschaftet habe. „Sie kann die Menschen mit ihren gebauten Antworten kaum noch überzeugen.“ Es sei in Deutschland etwas in Bewegung gekommen, was nicht mehr aufzuhalten sein werde. „Mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche und des Dresdner Neumarktes wurde ein enormer Beitrag für eine Diskussion über unser Erbe geleistet. Überall in Deutschland gibt es inzwischen Rekonstruktionsbemühungen.“
Nächstes Projekt: Der Neustädter Markt
Die gesamten Arbeiten am Neumarkt würden voraussichtlich 2022 abgeschlossen sein. Die Kosten der Gesamtwiederherstellung einschließlich dem Wiederaufbau der Frauenkirche schätzte Kulke auf rund eine Milliarde Euro. Der Platz werde nicht umsonst als „Herz und Seele“ von Dresden bezeichnet. „Hier verbindet sich Identität mit dem bürgerschaftlichen Engagement und Geist.“
Die GHND werde ihren Beitrag zur Urbanisierung des Neustädter Marktes leisten, kündigte der GHND-Vorsitzende an. „Wir hoffen, dass der Platz in Zukunft wieder mit traditionalistischer, kleinteiliger Bebauung und einigen, wenigen Rekonstruktionen wiederhergestellt werden kann.“
Zum Abschluss seiner Rede zitierte Kulke den renommierten Architekten Christoph Mäckler. „Wenn wir landauf, landab Häuser, ja ganze Stadtteile historisch neu errichten, so ist dies nichts als ein hilfloser Aufschrei einer Gesellschaft, die nach städtischer Geborgenheit in städtischen Räumen sucht, einer Geborgenheit, die wir Architekten unserer Gesellschaft offenbar in den vergangenen Jahrzehnten vorenthalten haben. Solange wir dies nicht verstehen, wird unsere Architektur belanglos bleiben.“
Von Thomas baumann-Hartwig