Jan Vogler, Cellist und Intendant der Dresdner Musikfestspiele, hat eine Vision: Am Königsufer wünscht er sich er eine Richard-Wagner-Akademie mit Kammerkonzertsaal, Probenräumen, Archiv und Büros, um ein Zentrum der deutschen Romantik zu schaffen. Fachleute erarbeiteten ehrenamtlich ein Raumkonzept und einen Förderantrag. Der Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligte 15 Millionen Euro für Dresden, eine der größten Einzelinvestitionen in die Kultur bundesweit. Vogler sieht dies als „eine Geste, ein Zeichen der Wertschätzung für Dresden“ und möchte Stadt und Land zur Kofinanzierung bewegen.
Die Überraschung über die Vision ist groß, größer noch die Bewilligung der Bundesmittel. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) begrüßte die Zusage, während Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) den Antrag kritisiert: „Zusammengefasst kann der vorgelegte Antragsentwurf unsererseits nicht befürwortet werden.“ Er sei ohne Stadtratsbeschluss und ohne Verankerung im Stadtentwicklungskonzept eingereicht worden. Klepsch stellte zudem fest: „Formal ist davon auszugehen, dass der Antrag beim Bundeszuwendungsgeber nicht als rechtskräftig eingereicht bewertet wird.“ Zudem sei der investive Eigenanteil der Kommune in Höhe von etwa 20 Millionen Euro für die Finanzplanung 2025 bis 2029 nicht nachweisbar.
Ausführlicher stellt Klepsch fest: „Inhaltlich beschreibt der Antragsentwurf drei Tätigkeitsbereiche, die konzeptionell kaum untersetzt sind und für welche eine systematische Bedarfsanalyse fehlt. Die beschriebenen Aufgaben und Tätigkeiten sind bislang weder Gegenstand der haushaltsrechtlichen Produktbeschreibung der Dresdner Musikfestspiele noch sind sie dem Intendanten mit Dienstvertrag übertragen worden. Aus der vom Stadtrat beschlossenen Kulturentwicklungsplanung lässt sich ebenfalls kein Auftrag für die beschriebenen dauerhaften Profilerweiterungen der Dresdner Musikfestspiele ableiten.“ Sie betonte überdies: „Ich habe am Königsufer nichts bestellt.“ Der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Löser sieht die derzeitige finanzielle Situation zwar kritisch, erkennt aber auch Chancen: „Ich unterstütze die Idee, eine öffentliche Nutzung auf das Grundstück von Stadt und Land am Königsufer zu bringen.“ Er regt eine kulturpolitische Debatte über den Bedarf für Voglers Vision an und hofft auf bessere Zeiten: „Wir müssen ja nicht gleich morgen bauen.“