Zum Tod von Günter Blobel (1936 – 2018)
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) und die Kulturstiftung Historisches Bürgerhaus Dresden (KHBD) hat mit tiefer Trauer den Tod ihres Ehrenmitglieds und ehemaligen Stiftungsratsmitglieds
aufgenommen. Sie ist in Gedanken bei seiner Frau, seinen Familienangehörigen und Freunden. Mit ihm verlässt uns einer der bedeutendsten Zellbiologen des 20. Jahrhunderts: Blobels Forschung, für die er 1999 den Medizin-Nobelpreis erhielt, hat wesentlich zum dem Verständnis geführt, wie Proteine in den Zellen sortiert und adressiert werden. Die von ihm beschriebenen Prinzipien sind allgemeingültig und können die Ursachen zahlreicher Erbkrankheiten erklären.
In überaus großzügiger und einzigartiger Weise stellte Günter Blobel 1999 sein gesamtes Nobelpreisgeld für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, der Dresdner Synagoge und des Dresdner Neumarkts zur Verfügung. Die GHND verwendete die von ihm gespendeten 50.000 DM im Jahr 2001 für den Aufbau des Neumarkt-Informationspavillons, der unverändert am Pirnaischen Platz von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut wird. Darüber hinaus unterstützte Günter Blobel die GHND in erheblichem Umfang mit Mitteln der Friends of Dresden, deren Vorsitzender er jahrelang gewesen ist. Dadurch konnten weitere Projekte wie die Neumarkt-Visualisierungen von Andreas Hummel, die Buchveröffentlichungen zum Dresdner Bürgerhaus von Dr. Stefan Hertzig und nicht zuletzt eine Stelle für die Betreuung der Bauherren zur Qualitätssicherung der rekonstruierten Neubauten am Neumarkt finanziert werden.
Auch für den mühsamen Wiederaufbau des Historischen Bürgerhauses Rampische Straße 29 stand Günter Blobel bereit, als seine Hilfe benötigt wurde. So vermittelte er eine Spende in Höhe von 500.000 US-Dollar durch die New Yorker Max-Kade-Stiftung, in deren Vorstand er saß, wodurch sich eine finanziell unlösbare Situation überwinden ließ. Heute dient das Haus dem regen internationalen Austausch. Hier finden Studenten der Hochschule für Musik Carl Maria v. Weber Dresden während ihres Studiums eine preiswerte Unterkunft – auch das war ihm ein Anliegen.
Außerhalb Dresdens engagierte sich Günter Blobel beim Wiederaufbau des Schlosses in Zerbst, beim Wiederaufbau der Potsdamer Innenstadt, beim Wiederaufbau des Bachhauses in Weimar und an vielen anderen Stellen. Sein Name wird auch mit dem Dresden-Preis verbunden bleiben, der alljährlich um den 13. Februar in der Semperoper verliehen wird.
Günter Blobel war ein außerordentlich couragierter Mensch, der seine Anliegen mit großem Elan verfolgte, weil sie ihm zutiefst am Herzen lagen. Das hat ihn beim Wiederaufbau des Dresdner Neumarktes eng mit den Bestrebungen der GHND verbunden. Folgerichtig erwarb er unter Vermittlung der GHND ein Grundstück am Neumarkt, auf dem nun ein Ersatz für das ehemalige Bothen-Kaufhaus entsteht.
Die Gremien und Mitglieder der GHND und der KHBD empfinden tiefe Dankbarkeit gegenüber einem Menschen, der jahrzehntelang seine einzigartigen Begabungen konsequent in den Dienst von Wissenschaft und Zivilgesellschaft gestellt hat und damit zum Vorbild geworden ist. Wir verneigen uns in großer Hochachtung vor Prof. Dr. Günter Blobel und seiner bleibenden Lebensleistung.
Vorstand und Kuratorium
Kulturstiftung Historisches Bürgerhaus Dresden
Stiftungsvorstand und Stiftungsrat
Dresden, 21. Februar 2018
Anhang: Günter Blobel bei einer Baustellenbesichtigung im Juni 2007 auf der Baustelle Rampische Straße 29
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