Demnächst wird das neu zu bauende Hochhaus des Landtages wieder auf der Tagesordnung des Bauausschusses und der Gestaltungskommission stehen. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) wendet sich daher nochmals an beide Gremien. Neuere Untersuchungen zeigen den negativen Einfluss der Höhe des Gebäudes nicht nur auf den Zwinger, sondern zeigen auch dessen negative Wirkung aus dem Hof des ehemaligen königlich-sächsischen Marstalls auf. Da die Gebäude des ehemaligen Marstalls und des in den 1980er Jahren neugebauten Flügels an der Ostra-Allee unter Denkmalschutz stehen, ist nach Auffassung der GHND hier der Umgebungsschutz gestört. Die Höhe für die neu zu bauenden Bürogebäude für die Landtagsfraktionen sollte daher auf 23 m begrenzt werden.
Die GHND bittet die Landtagsabgeordneten und den Landtagspräsidenten folgende Überlegung zu prüfen.
Durch den Umbau des Marstalls am Jüdenhof (Neumarkt), heute Verkehrsmuseum, in die erste königlich-sächsische Gemäldegalerie, machte sich ein Neubau des Marstalls erforderlich. In der Zeit von 1745 – 1748 wurde die heute etwas aus dem Blickfeld verschwundene bedeutende Anlage hinter dem Zwingerwall errichtet. 1794 wurde die Anlage mit dem Bau der Reithalle, nach Plänen von Oberlandbaumeister Christian Traugott Weinlig (1739-1799), nach Westen geschlossen. Der 80 m lange und 20 m breite Bau wird von einem Dreiecksgiebel mit einem antiken Zweigespann bekrönt. Ebenso wie die eingelassenen Felder mit Reliefschmuck, sind dies Arbeiten des bedeutenden Bildhauers Franz Pettrich (1770-1844).
Beim Luftangriff 1945 brannten die Gebäude aus und wurden teilweise komplett zerstört. Die Wiederherstellung der wiederaufbaufähigen Flügel erfolgte 1952 nach Plänen von Gerhard Guder. In den 1980er Jahren wurde der südliche Flügel an der Ostra-Allee für die Theaterwerkstätten nach einem Entwurf des Dresdner Architekten Eberhard Pfau neu errichtet. Der Flügel nimmt dabei die Höhe der anderen Bauten auf, schafft aber eigene baukünstlerische Akzente. Bis heute konnten die damals zur Rekonstruktion vorgesehenen zwei dreigeschossigen Seitenbauten des östlichen Flügels am Zwingerteich nicht vervollständigt werden.
Für den Landtag und das SIB wäre es eine Überlegung den West-, Nord- und Ostflügel ergänzt durch die noch fehlenden Seitenbauten des Flügels am Zwingerteich für die Büros der Abgeordneten des Landtages zu nutzen. Das würde nicht nur die gesamte Anlage enorm aufwerten und in das Blickfeld der Öffentlichkeit lenken, sondern wäre auch für unsere repräsentative Demokratie der perfekte Ort, um eingebettet in die Kunst und Geschichte Sachsens in die Zukunft zu gehen. Dies können die bisher für den Landtag geplanten Bürogebäude nicht leisten.
Die Theaterwerkstätten, die schon weiteren Flächenbedarf angemeldet haben, sollten im unmittelbaren Umfeld Neubauten erhalten.
Der Vorstand
Dresden, 26.04.2021