Wie soll das Königsufer künftig aussehen?

Die Stadt startet einen Ideenwettbewerb. Die Bürger sollen von Anfang an Mitspracherecht haben.

Sächsische Zeitung vom 28.09.2017

Von Kay Haufe

 

Es ist das Eingangsportal zur Neustadt und muss sich tagtäglich der barocken Präsenz seines Gegenübers stellen – das Königsufer. Schon bald erhält es mit dem Narrenhäusel einen wichtigen Baustein früherer Zeiten zurück. Doch wie soll der Rest gestaltet werden? Eine besondere Herausforderung an die Stadtplanung. Um sie bestmöglich zu meistern, will die Stadt einen Ideenwettbewerb starten, der auch den Neustädter Markt mit einbezieht.

Im Vorfeld wurden Thomas Will, Professor für Denkmalpflege und Entwerfen an der TU Dresden, sowie der Architekt Siegbert Langner von Hatzfeld mit Grundlagenuntersuchungen beauftragt. Nachfolgend die wichtigsten Punkte ihrer Studien sowie Informationen zum Prozedere der Bürgerbeteiligung.

Soll es ein Pendant zum Altstädter Ufer geben?

Dieser exponierte Standort nahe von Augustusbrücke und Blockhaus verlange nicht nach einem großen, bedeutenden Gebäude, wie vor einigen Jahren mal favorisiert wurde, sagt Will. Stattdessen soll der offene Uferabschnitt durch kleinteilige Bausteine nur so geschlossen und abgerundet werden, dass er gegenüber der monumentalen Anlage von Brühlscher Terrasse und Theaterplatz weiterhin den Aspekt der kleinräumigen, gärtnerisch lebendigen Uferansicht betont. Will spricht von der Asymmetrie der beiden Ufer. Stadt und Landschaft seien zwei zentrale Elemente der Neustädter Seite im Gegensatz zur stark bebauten Altstädter Seite. Dieser Doppelcharakter soll bei der künftigen Bebauung weiter betont werden.

Wie soll mit der bestehenden Bebauung umgegangen werden?

Das Ensemble des Neustädter Marktes sollte als wertvoller Aufenthalts- und Durchgangsort mit eigenständigem Charakter gestärkt werden, sagt Will. Dazu bedarf es eines klaren Abschlusses nach Süden mit gemischt genutzten, individuellen Häusern. Heute laufe der Platz aus, früher sei er klar begrenzt gewesen. Knackpunkt sei an der Stelle der Verkehr, dem heute zu viel Platz eingeräumt werde, sagt der Architekt. Die Köpcke-/Große Meißner Straße solle künftig in einen Boulevard umgewandelt werden, in den die Freianlagen und Bauten aus den 1970er-Jahren einbezogen werden sollen. „Derzeit sieht man, wie respektlos mit ihnen nach der Wende umgegangen wurde“, so Will. Die Brunnen seien marode, Werbeflächen störten einstige Sichtachsen, und rund um den Goldenen Reiter gebe es fünf verschiedene Leuchten. Das müsse verändert werden.

Wie könnte die neue Bebauung gestaltet werden?

Die Bebauung müsse am Königsufer nach Norden und Süden unterschiedlichen Bedingungen folgen. Sprich: Die Fassaden zur Straße sollen anders aussehen als die zum Ufer. Zwischen den zu ergänzenden Räumen, dem städtischen Binnenraum und dem Landschaftsraum des Flusses, entsteht am Brückenkopf wieder eine bedeutende Torsituation, so Will. Sie sollte wieder als kleinerer Übergangsraum definiert und bequem zu passieren sein. Die Planung ihrer architektonischen Fassung bietet die Chance, die Vor- und Nachteile einer Rekonstruktion gegen die einer neuen Lösung abzuwägen.

Welche Dimensionen sollen künftige Bauten haben?

Die Neustädter Dominanten sind das Blockhaus und die Dreikönigskirche mit ihrem gewaltigen Dach. Sie sind bestimmend für die Identität des Ortes und sollten als solche in Ansicht und Höhenentwicklung der künftigen Bebauung von jedem Standort der Brühlschen Terrasse sichtbar sein, sagt Langner von Hatzfeldt. Für die Höhenentwicklung der künftigen Uferbebauung ist das Dach der Dreikönigskirche, das sich als Körper klar über alle anderen Dächer abheben muss, entscheidend. Für die vordere Bebauung gelte, dass das Dach des Blockhauses immer höher sein müsse. Das Blockhaus übernimmt eine Doppelfunktion, sagt Langner von Hatzfeldt. Es ist Raumabschluss der Hauptstraße und Brückenkopf zur Altstadt. Der Architekt spricht von einer Gelenkfunktion.

Wie können sich die Bürger in den Wettbewerb einbringen?

Anfang November, noch bevor der Wettbewerb ausgeschrieben wird, findet ein Workshop in Form eines World Cafés statt. Dabei diskutieren die Dresdner in kleinen Gruppen mit Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes und Architekten, welches die richtige Aufgabenstellung für den Wettbewerb ist. In der nächsten Phase, wenn Entwürfe vorliegen, werden diese in einer Ausstellung gezeigt. Die Bürger können mit Klebezetteln kenntlich machen, welcher ihnen am besten gefällt. Im Anschluss werden die besten sechs bis zehn ausgewählt und vertieft. Auch danach können sich die Bürger wieder einbringen. Beteiligt werden auch sämtliche Grundstückseigentümer, denn nur ein kleiner Teil ist städtisches Land. Ziel ist, bis Ende Oktober 2018 den Auftrag zu vergeben. Dann wird ein Bebauungsplan erarbeitet. „Wir bekommen keine konkreten Hausfassaden, sondern städtebauliche Lösungen“, sagt Baubürgermeister Raoul Schmidt Lamontain (Grüne).

© Visualisierung: Stadtverwaltung
Diese Ansicht zeigt, wie hoch die Häuser maximal werden können, damit die Dächer von Blockhaus und Dreikönigskirche noch sichtbar sind.