Blockhaus bekommt spektakuläres Innenleben

Sächsische Zeitung vom 9.7.2020

Von dem Dresdner Barockbau stehen momentan nur die vier Außenwände. Hineingebaut wird ein Kubus für das neue Archiv der Avantgarden.

Von Birgit Grimm

Was vor Hochwasser geschützt werden will, wird höher gehängt. So einfach ist das – und so kompliziert: Das Archiv der Avantgarden (AdA), das der Berliner Sammler Egidio Marzona den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden schenkte, wird im Dresdner Blockhaus untergebracht.

Blockhaus in Dresden als internationales Forschungszentrum?

Als schwebender Kubus von 16 mal 16 mal 12 Metern, unter dem sich im Erdgeschoss eine große Ausstellungsfläche und im Keller ein Café befinden und um den herum auf drei Etagen Galerien entstehen, auf denen Wissenschaftler und Künstler arbeiten, auf denen Neugierigen gezeigt wird, was das AdA in seinem Innersten verbirgt.

1,5 Millionen Dokumente, Briefe, Einladungen, Vor- und Nachlässe von Sammlern, Plakate, Designobjekte, Kunstwerke sind aus Berlin nach Dresden gekommen und lagern zwischenzeitlich im Japanischen Palais. Zwar sind die Artefakte auch dort öffentlich zugänglich, aber sie sind noch weit entfernt von dem, was Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, mit den Materialien vorhat, die Marzona obsessiv zusammentrug. Sie möchte das Blockhaus zu Sachsens neuem Kunstort entwickeln, zu „einem internationalen Forschungszentrum, das regional verwurzelt ist“. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg von vermutlich drei Jahren.

Momentan ist das Blockhaus nur noch ein Gerippe. Nach der Entkernung stehen geblieben sind nur die vier barocken Außenwände von 1732 und eine historische Innenwand. Kein Dach, kein Fenster, keine Treppe, keine Tür … Vieles wurde entsorgt, aber manches bekam ein neues Domizil.

Kleiner Fehler – dramatische Folgen

Zum Beispiel wird man die Leuchter aus dem Blockhaus im Palais im Großen Garten wiederentdecken. Aus den oberen Fensteröffnungen des 1732 nach Entwürfen von Zacharias Longuelune als Wachgebäude erbauten Blockhauses ragen Stahlträger. Sie gehören zu einem Kranz, der die vier Wände vorübergehend so stabilisiert, dass der Wind das Haus nicht umpusten kann.

„Das Schwierigste wird das Betonieren des schwebenden Kubus“, sagt Ulf Nickol, Leiter der Niederlassung Dresden I des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement. Die Pläne der spanischen Architekten Fuesanta Nieto und Enrique Sobejano, die 2017 den Architekturwettbewerb gewonnen hatten, sind außerordentlich kühn.

(…)

Noch bevor dieser Kubus entsteht, wird eine sogenannte „weiße Wanne“ aus wasserundurchlässigen Wänden gebaut. Beim Hochwasser im Sommer 2013 hatte das Blockhaus seine Heizung und sämtliche Medien im Keller eingebüßt und stand seitdem deshalb leer. Hochwasserschutz ist nun ein nicht unerheblicher Kostenfaktor des 25-Millionen-Euro-Objekts. Drei Millionen kommen noch für die Gestaltung der Außenanlagen hinzu.

Kostenfaktor Hochwasserschutz

Das Blockhaus soll ein einladendes, ein gastfreundliches Institut werden, in dem laut Marion Ackermann auch künstlerische Forschung mit offenem Ausgang betrieben werden kann. Performances, Lesungen, Debatten können im Haus und draußen im Garten stattfinden – mit weitem Ausblick über die Elbe zu Hofkirche und Schloss, Brühlscher Terrasse, Landtag und Kongresszentrum.

 

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