„Braucht Dresden Hochhäuser?“ GHND fordert Bebauungspläne und Gestaltungssatzungen für die Ausweisung von Hochhäusern
Die Diskussion um Hochhausstandorte hat in Dresden eine lange Tradition. 1992 wurde ein Projekt der holländischen TadiCom am Ufer der Elbe im Ostragehege bekannt. Nur mit großem Widerstand aus der Dresdner Bevölkerung konnte dieses Projekt, welches vom Freistaat Sachsen mit 35 Millionen DM bezuschusst werden sollte, verhindert werden. Kurz darauf ging der ostdeutsche Ableger der Firma TadiCom pleite. Etwas später wurde der Bau des World-Trade-Center (WTC) mit seinem markanten Turm bekannt. Dieser musste nach Protesten aus der Bürgerschaft und aus der Landes- und Stadtdenkmalpflege um zwei Etagen heruntergenommen werden. Allein diese beiden Beispiele zeigen, dass es eigentlich auch in der Dresdner Stadtplanung hätte bekannt sein dürfen, dass ein ganz besonderes Augenmerk der Bürgerschaft auf die Höhendominanten innerhalb der Stadt gelegt wird.
Die Lage der Stadt innerhalb eines noch erhaltenen Landschaftsraumes ist in Europa wohl einmalig. Zu dieser Auffassung kam auch die Weltkulturerbekommission, die Dresden den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes zuerkannte und später nach dem Bau der Waldschlößchenbrücke wieder aberkannte. Der 1992 noch vom Dresdner Stadtrat im Zuge der TadiCom und WTC Diskussion auf den Weg gebrachte Aufstellungsbeschluss für eine Satzung zum Schutz der Stadtsilhouette, der 1994 vorlag, wurde wohl auch auf Grund der nicht zu erreichenden Rechtssicherheit und des vermeintlichen Schutzes durch die UNESCO aufgegeben. Seitdem ist nichts passiert.
Aufhorchen hätte man können, als vor drei Jahren die Fa. USD in der Hafencity ein Hochhaus in der Blickachse von der Brühlschen Terrasse zu den Höhenzügen in Radebeul errichten wollte. Damals bemühte man sich, wie schon beim WTC, mittels eines Kranes um die Einordnung der Höhendominante. Die USD lies daraufhin ihre Pläne fallen, an dieser Stelle einen Hochpunkt zu errichten.
Wie sich in den letzten drei Jahren rückblickend herausgestellt hat, arbeitet die Stadtplanung mit unverminderter Geschwindigkeit weiter an der Umsetzung von Hochhäusern. Heute muss als Begründung die aktuelle soziale Wohnungssituation herhalten, obwohl jeder weiß, dass Hochhäuser wesentlich teurer im Wohnungsbau sind als eine gut gestaltete Blockrandbebauung. Inzwischen sind 11 Hochhausprojekte bekannt. Auf die Frage, auf welcher Geschäftsgrundlage diese Hochhäuser genehmigt werden, erhält man aus dem Dresdner Stadtplanungsamt keine konkrete Antwort. Es ist anzunehmen, dass diese Genehmigungen auf der Basis des §34 BauGB erfolgen. Für eine Stadt wie Dresden mit ihrem Anspruch, eine Kultur-und Kunststadt zu sein, ein nicht hinzunehmender Fakt.
Die Koalition aus Linken, SPD und Grünen hat deshalb nun endlich mit Datum vom 21.09.2018 einen Antrag mit dem bezeichnenden Titel „Wildwuchs von Hochhäusern im Stadtbild verhindern – Leitbild Hochhausentwicklung für Dresden entwickeln“ in den Geschäftsgang des Stadtrates eingebracht. Eine Studie soll diesem Leitbild vorangestellt werden. Die GHND begrüßt diese Vorgehensweise und fordert darüber hinaus, bis zur Fertigstellung des Leitbildes durch ein Moratorium keine weiteren Hochhausbauten zuzulassen. Hochhausbauten sollten auch in Dresden prinzipiell möglich sein, aber nur dort, wo sie keine über Jahrhunderte gepflegten Sichtachsen und Kaltluftschneisen gefährden. Zur Sicherung der Vorgaben aus dem Leitbild schlägt die GHND Bebauungspläne und Gestaltungssatzungen vor.
In einer Veranstaltung der GHND am 29.10.2018, 18.00 Uhr im Festsaal des Stadtmuseums wird über die bisherige und zukünftige Verfahrensweise mit Experten und den Stadträten der Fraktionen zu reden sein. Ebenfalls hat sich der Baubürgermeister für die Veranstaltung angekündigt. Die Veranstaltung ist kostenfrei zugänglich, um Spenden wird gebeten.
Der Vorstand
19.10.2018
Beitragsbild: Plakat „Braucht Dresden Hochhäuser?“ als JPG oder PDF
Veranstaltungsablauf
20 Jahre Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. (GHND) eine Bürgerveranstaltung zur Stadtratswahl 2019
Braucht Dresden Hochhäuser?
Ort: Stadtmuseum
Zeit: 29.10.2018, 18.00 Uhr
Moderation: Bettina Klemm
Einleitung: Torsten Kulke, Vorstandsvorsitzender GHND e.V.
Impulsreferate: Dr. Dieter Hoffmann-Axthelm (Publizist) – vom Turmbau zum Hochhaus
Dr. Dankwart Guratzsch (Korrespondent Die Welt) – Die Entwicklung des Hochhauses in Dresden mit Nachwendeentwicklungen
Dr. Matthias Lerm (Stadtarchitekt Jena) – Die Aufstellung eines Hochhausplanes für Dresden am Beispiel Jena
Diskussion mit den Referenten
Hoffmann-Axthelm, Dankwart Guratzsch, Matthias Lerm
Gunter Just (Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr 1994 – 2001)
Prof. Dr. Rosemarie Pohlack (Sächsische Landeskonservatorin) (angefragt)
Dr. Bernhard Sterra (Amt für Kultur und Denkmalschutz, Abteilungsleiter Denkmalschutz)
Raoul Schmidt-Lamontain (Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften)
Diskussion mit den Stadträten Bauausschuss
AfD Fraktion (angefragt)
FDP/Bürger-Fraktion (angefragt)
Gunter Thiele (CDU)
Thomas Löser (Bündnis90/Die Grünen)
Hendrik Stalmann-Fischer (SPD-Fraktion)
Tilo Wirtz (Die Linke)
Schlußwort: Torsten Kulke, Vorstandsvorsitzender GHND e.V.
Aufnahme vom Veilchenweg (Loschwitz) in Dresden. Es sollte jeder Hochhausstandort genau untersucht werden. Nicht nur die Hochhäuser im Uferbereich der Elbe können, hervorgerufen durch den Verlauf der Elbe innerhalb des Stadtgebietes, auf die Stadtsilhouette einwirken. Die Aufnahme ist zur Veröffentlichung freigegeben.
„Trotz der unzähligen Verluste, Schäden und Wunden, die durch Krieg und Mißwirtschaft der Stadt zugefügt wurden, leben wir in Dresden zwischen Pirna und Meißen in einer Stadt-Kultur-Landschaft, einem in Jahrhunderten geprägten Gesamtkunstwerk von Natur, Stadt und Kultur wie es so keine andere Stadt mehr aufzuweisen hat. Strengste Bauordnung und weit in die Zukunft weisende Generalbebauungspläne mit Gesetz und Zwang sowie die hohe Sensibilität und das wache kulturelle Bewußtsein der Dresdner vermochten die Stadt-Kultur bis in unsere Zeit zu retten.“
Dr. Hermann Krüger, Stadtkonservator (†)
Sächsischer Bote vom 16.3.1994
VERANSTALTUNGSREIHE ZUR STADTRATSWAHL
ORT: Stadtmuseum, Festsaal
ZEIT: jeweils 18:00 Uhr
MONTAG, 14. JAN 2019
INDUSTRIELLER/SERIELLER WOHNUNGSBAU
Vereinbar mit dem Leitbild des europäischen Städtebaus?
MITTWOCH, 06. MÄR 2019
30 JAHRE MAUERFALL – EIN (BAU)RÜCKBLICK
Ein Vergleich an den Beispielen Postplatz und Neumarkt und Straßburger Platz
MONTAG, 08. APR 2019
SCHUTZ FÜR DIE SCHÖNHEIT UNSERER STÄDTE
Der Kampf um die Parzelle und die Auswirkungen des § 34 BauGB auf Städtebau und Architektur
MONTAG, 13. MAI 2019
BAUSYMPOSIUM 2019
Das Bausymposium findet im Rathaussaal in der Zeit von 9:30-18:30 Uhr zu folgendem Thema statt:
New Urbanism – Der Gegenentwurf: Moderne traditionelle Stadtplanung und Architektur