Die Initiativen der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) zur Hebung der wirtschaftlichen, touristischen und städtebaulichen Qualität im Bereich des Neustädter Marktes zeigen Wirkung. Die Stadt Dresden möchte einen zweistufigen Wettbewerb für die Neugestaltung des Königsufers ausloben. Dieser soll aus zwei Einzelschritten, einem städtebaulichen und einem architektonischen Wettbewerb bestehen. Die GHND begrüßt ausdrücklich diese Intentionen. Sie mahnt jedoch für den ersten Wettbewerb klare und präzise Vorgaben zu Baugrenzen, Trauf- und Firsthöhen und den dahinterliegenden Grünzonen an. Insbesondere ist aber vor der Auslobung die geplante spätere Nutzung festzulegen und diese als Aufgabenstellung für den Wettbewerb zu formulieren. Der Wettbewerb soll sich nach Auffassung der GHND nur mit dem Königsufer befassen und nicht in den Bestand am Neustädter Markt mit den Brunnenanlagen, dem Baumbestand und dem Verkehrszug eingreifen.
An dieser einmaligen Stelle mit deutschlandweitem, vielleicht europäischem Rang muss die Bürgerschaft von Anfang an eingebunden und informiert werden, und ihr gebührt ein entsprechendes Mitspracherecht bei den Wettbewerbsbedingungen und der Besetzung der Jury.
Für den jetzt anstehenden städtebaulichen Wettbewerb hat die GHND erstmals die fast 200jährige Planungsgeschichte des Königsufers aufgearbeitet und dazu eine Publikation in Form eines Sonderheftes ihres ansonsten halbjährlich erscheinenden Neumarkt-Kuriers herausgegeben. Neben dieser erstmaligen Aufarbeitung der Geschichte, macht die GHND eigene Vorschläge zur städtebaulichen und funktionalen Gestaltung in diesem Bereich. Diese basieren auf einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Themen unter anderem auch mit Studentenarbeiten der Hochschule und dem Institut für Stadtbaukunst in Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Dresden.
Zielsetzung Städtebau, Gebäudestruktur und Freiraum
Aus Sicht der GHND haben sich die Rahmenbedingungen am Königsufer grundlegend geändert. Nach Eröffnung des akustisch großartigen Konzertsaales im Kulturpalast ist ein weiterer Konzertsaal als Solitär am Königsufer nicht darstellbar. Die GHND schlägt vor, die in den 1980er Jahren entstandene Idee einer großformatige Solitärbebauung am Elbufer fallen zu lassen, und plädiert stattdessen für eine kleinteilige, zur Elbe hin offene, Blockrandbebauung. Die Bebauung soll sich dabei sowohl in der Höhe als auch in der Dachausbildung an der bereits bestehenden Uferbebauung des Hotelkomplexes Bellevue orientieren.
Außer Frage steht für die GHND die Wiederherstellung des Narrenhäusels (bereits beschlossen) und eines Teils der Großen Meißner Straße mit dem Blockhausgäßchen 3, Große Meißner Straße 1,3,5.
Sie tritt im Bereich des Königsufers ein für eine weitestgehende Wiederherstellung der Großartig- und Einzigartigkeit der weiträumigen Landschaftsgestaltung des Elbbogens und plädiert deshalb für eine Annäherung an die Planungen von Stadtbaurat Paul Wolf, Stadtgartendirektor Heinrich Bahlke und Stadtbaudirektor Herbert Conert aus dem Jahre 1930. Ziel der Gesamtmaßnahme sollte sein, mit der Wiederherstellung der Grünanlagen und der Baumalleen das Grüne Band zwischen dem Garten des Japanischen Palais und dem Stauden- und Rosengarten zu schließen.
Zielsetzung Nutzung
Es wird eine repräsentative öffentliche Nutzung für diesen Bereich vorgeschlagen. Die GHND schlägt vor, auf dem städtischem Grund und Boden ein Haus der Dresdner Chöre und Zentrum der Dresdner Musikpflege, insbesondere für Schumann, Wagner und Weber zu errichten. Auf den nebenliegenden Grundstücken sollten Atelierhäuser für junge Dresdner Künstler errichtet werden.
Im Dresden des 19. Jahrhunderts hatte das bürgerliche Chorwesen ein deutschlandweit herausragendes Niveau erreicht. Zeitweise hatten über 300 Chöre gewirkt, zunehmend auch gemischte Chöre. Auch unser heutiges Dresden ist reichlich bestückt mit Chorvereinigungen von Laien- und Profisängern, die sich teilweise einen internationalen Ruf erarbeitet haben. Diese Traditionslinie musikalischer Hochkultur ist leider im öffentlichen Bewusstsein nicht so präsent, wie dies zu erwarten wäre, nicht zuletzt im Hinblick auf das Ziel Kulturhauptstadt 2025. Und die Arbeitsbedingungen (Mangel an geeigneten Probenräumen) sind in vielen Fällen einfach desaströs, unserer Kulturstadt unwürdig. Das Haus soll darüber hinaus weiteren Kunstund Kulturinstitutionen als Heimstatt dienen und ein Zentrum der Dresdner Musikpflege sein.
In Anlehnung an den Kunstmäzen Johann Gottlob von Quandt soll auf seinem ehemaligen Grundstück und danebenliegend die nach ihm benannten sogenannten Quandtschen Atelierhäuser entstehen. Der große Dresdner Kunstmäzen hatte 1828 mit Johann Wolfgang von Goethe den „Sächsischen Verein zur Beförderung der schönen Künste“ gegründet. Es könnte ein Ort sein, wo zeitgenössische Kunst, Ausstellungen, Galerien und Lesungen zu Hause sind. Die Stadt soll auf ihren Grundstücken diese Gebäude selbst errichten und betreiben. Auf Privatgrundstücken ist eine Mischnutzung mit einem hohen öffentlichen Anteil vorzugeben. Davorliegend befinden sich die sogenannten „Narrenterrassen“. Ein Bereich der mit seinem reichen Baumbestand für Gastronomie prädestiniert ist mit Blick auf die Altstädter Silhouette.
Ziel der Wettbewerbe sollte nach Auffassung der GHND eine Gestaltungssatzung für die Bebauung am Königsufer sein.
Das Heft mit den geschichtlichen Einführungen, verschiedenen Statements zum Bau des Narrenhäusels und den Wiederaufbauvorstellungen der GHND ist für 7,50 € zu beziehen über den Informationspavillon der GHND am Pirnaischen Platz oder postalisch über ihre Geschäftsstelle (info@neumarkt-dresden.de) erhältlich.
Der Vorstand
Dresden, 27.08.2017
Visualisierungen der Planungsvorschläge: © GHND e.V./Arte4D