Haus zu hässlich: mehr Dresdner in die Gestaltungskommission

 

Die Bürgerinitiative StadtbilDD fordert eine Neubesetzung der Gestaltungskommission. Diese setze ihre Ziele nicht um. Größter Stein des Anstoßes ist ein Hotelprojekt in der Antonstraße

Sächsische Zeitung vom 27.04.2017

Seit 1998 hat Dresden eine Gestaltungskommission. Diese soll Entscheidungen zu Bauvorhaben für die Bürger nachvollziehbarer gestalten. Wichtige Aufgabe ist, Vorhaben im Hinblick auf ihre städtebauliche und gestalterische Qualität zur überprüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Die Bürgerinitiative StadtbilDD, ein Zusammenschluss an der Entwicklung Dresdens interessierter Menschen, zweifelt jedoch daran, dass die Kommission diese Ziele umsetzt. Als Beispiel führt die Inititiative das Hotelprojekt „Super8“ an der Antonstraße an (SZ berichtete). Von seiner primitiven Formensprache füge sich das Projekt nicht in die Umgebung ein. Es konterkariere die Bemühungen eines zeitgemäßen Städtebaus. Die Inititiave StadtbilDD fordert nun die Umbesetzung der Gestaltungskommission. Eine weitere Stimme aus der Dresdner Bürgerschaft müsse im Gremium mitwirken, heißt es in einer Pressemitteilung.

Linken-Stadtrat Tilo Wirtz, selbst Mitglied der Gestaltungskommission, gibt zu bedenken: „Häufig kommen Protest und Anregungen aus der Gestaltungskommission zu spät, wenn bereits Baurecht besteht, denn die Kommission kann nur Empfehlungen abgeben. Hier bedürfte es seitens der Stadt des Mutes (…), die Instrumente des Baugesetzbuches zu zeigen und sie auch anzuwenden.“ (SZ/kh)

 

Visualisierung
„Primitive Formensprache“: Das Hotelprojekt „Super8“ an der Antonstraße kommt bei der Bürgerinitiative nicht gut weg.

© Visualisierung: S 8 Dresden GmbH


Fundamentalkritik an der Dresdner Baukultur

DNN vom 26.04.2017

Die Pläne für ein Hotel an der Marienbrücke haben bei drei Initiativen das Fass zum Überlaufen gebracht. In einem bitterbösen Schreiben beklagen sie einen Verfall der Baukultur in Dresden, der schlimmer noch nie gewesen sei.

Von Thomas Baumann-Hartwig

Die drei Initiativen Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND), StadtbilDDresden und Stadtbild Deutschland haben in einer gemeinsamen Presseerklärung Fundamentalkritik an Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen) geübt. Die Hoffnung, dass mit der Berufung eines neuen Baubürgermeisters auch ein neuer Wind in die Amtsstuben einziehen werde, sei groß gewesen, heißt es in dem Schreiben. „Von dieser Hoffnung ist nichts übrig geblieben“, so die drei Initiativen, die für sich in Anspruch nehmen, die Dresdner Bürgerschaft zu vertreten.

Schmidt-Lamontain zeige sich zwar sehr investorenfreundlich, komme aber dem Wunsch der Bürgerschaft nach mehr Bauqualität und Mitsprache bei der eigenen Stadt nicht nach. Es reiche nicht, eine Gestaltungskommission zu berufen und diese dann ohne Werkzeuge intransparent „im Walde des Dresdner Baugeschehens“ stehen zu lassen, so die Vorstände der drei Initiativen. Seit 1990 sei der Städtebau und die Architekturqualität in Dresden im größten Teil nie schlechter aufgestellt, als es heute der Fall sei.

Die Bürgerschaft habe den Eindruck, so die Initiativen, dass nur noch „zugekistet“, „eingegraut“ und nach Gusto ortsfremder Großinvestoren „gemauschelt“ werde. Der wirtschaftliche Aufschwung und der Investitionsschub in Immobilien seien als Chance zu begreifen. Diese müsse aber einem gesteuerten Prozess unterliegen, was in Dresden aber in großer Anzahl zu misslingen scheine. „Es obliegt der Stadt und ihren Gremien, die Bedingungen festzulegen, unter welchen wir die optische Zukunft unserer Stadt gestalten wollen“, schreiben die Vorstände.

Auswüchse der Investitionstätigkeit von „Spekulanten“ müssten eingedämmt und vorab in die „richtige Bahn“ gelenkt werden. Dazu könnten die frühzeitige Erstellung von Bebauungsplänen, in Einzelfällen auch Gestaltungssatzungen und notfalls Veränderungssperren zählen. Die Gestaltungskommission und die Bürgerschaft sollten frühzeitig in die Planungen eingebunden werden. „Ein Mitspracherecht interessierter Bürger mit Entscheidungstätigkeit sollte ebenfalls Ziel dieser Bemühungen sein.“

Die Initiativen erklärten, sie würden ein Bürgerbegehren nicht mehr ausschließen, sollte ihren Forderungen nicht nachgekommen werden. „Die Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bürgerschaft über die aktuell als sehr negativ empfundene Stadtbauentwicklung ist ausgesprochen groß“, konstatieren sie. Anlass für den Brandbrief ist der Hotelneubau am Brückenkopf der Marienbrücke, dessen Architektur unter anderem von den Linken heftig kritisiert wurde.

Die DNN hat den Baubürgermeister umgehend gebeten, sich zu den Vorwürfen zu äußern.