Königsufer: Stoppt der Stadtrat die Richard-Wagner-Akademie?

 

Die Stadtverwaltung von Dresden plant, dem Stadtrat Anfang 2025 die Entwürfe für den Bau einer Richard-Wagner-Akademie mit einem Kammermusiksaal am Königsufer vorzulegen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erklärte vor dem Stadtrat: „Wir befinden uns in der Aufarbeitung und Abstimmung innerhalb der Verwaltung“ und kündigte umfangreiche Darlegungen und Präsentationen an. Im September hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 15 Millionen Euro für das von den Dresdner Musikfestspielen vorgeschlagene Vorhaben bewilligt. Hilbert bemerkte dazu: „Eigentlich müssten bei dieser Summe die Champagnerkorken knallen.“

Die Reaktion der Stadträte auf die Fördermittelzusage war jedoch zurückhaltend. Holger Zastrow, Vorsitzender der Stadtratsfraktion Team Zastrow, äußerte: „Ich habe noch nie etwas von der Richard-Wagner-Akademie gehört“ und stellte kritische Fragen zu den Hintergründen des Antrags: „Wer hat die Unterlagen für den Fördermittelantrag erarbeitet? Was kostet das Vorhaben? Wer hat Finanzierungszusagen abgegeben?“

Hilbert verwies auf die städtebauliche Entwicklung des Königsufers und die Möglichkeit, durch kulturelle Nutzungen Akzente zu setzen. „Es gab Signale vom Bund, diese Entwicklung zu verstetigen“, so Hilbert. Er lobte das Konzept der Musikfestspiele und sagte: „Atemberaubenderweise hat der Bund 15 Millionen Euro bewilligt. Das Konzept hat den Haushaltsausschuss überzeugt. Es war also gut.“ Gleichzeitig räumte er ein, dass der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Förderung nach dem Einsturz der Carolabrücke „außerordentlich ungünstig“ gewesen sei. Hilbert betonte, dass die Entscheidung über die Inanspruchnahme der Fördermittel im politischen Prozess diskutiert werden müsse: „Wollen wir das Geld in Anspruch nehmen? Wir müssen es nicht, wir können es auch lassen. Diese Chance müssen wir im politischen Prozess diskutieren. Das kann der Stadtrat entscheiden.“

Stadträtin Susanne Dagen von der AfD-Fraktion begrüßte die Idee einer Richard-Wagner-Akademie „ganz nachdrücklich“, kritisierte jedoch den Ablauf der Antragsstellung und forderte, dass die Kulturpolitiker des Stadtrats eingeweiht werden müssten. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) hatte sich gegen die Pläne ausgesprochen, da sie aufgrund ihres gekürzten Etats Bedenken hatte. Die SPD-Fraktion hat einen Eilantrag gestellt, um die Verwaltung anzuweisen, sämtliche Arbeiten und Planungen für die Richard-Wagner-Akademie einzustellen. Hilbert soll sich dafür einsetzen, dass die 15 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Carolabrücke verwendet werden können. Der Stadtrat wird im November darüber abstimmen und könnte die Pläne ad acta legen, bevor diese überhaupt ausformuliert worden sind.

Quelle: https://www.dnn.de/lokales/dresden/richard-wagner-akademie-in-dresden-stoppt-der-stadtrat-die-plaene-bevor-sie-vorliegen-NRL5HHEP4BF5NBDAI464C5PTGE.html