Narrenhäusel: Stadträte entmachten die Jury

Dresdner Neueste Nachrichten vom 5.2.2020
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau will auf seiner Sitzung am 11. März entscheiden, wie das Narrenhäusel rekonstruiert werden soll.„Sie bringen die drei Entwürfe mit, sie werden an die Wand gehängt und dann treffen wir eine Entscheidung“, erklärte Linke-Bauexperte Tilo Wirtz am Mittwoch. Veit Böhm (CDU), Thomas Ladzinski (AfD) und Stefan Engel (SPD) forderten ebenfalls: Auf der nächsten Sitzung des Gremiums sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Hintergrund: Die Jury, die über das Äußere des Narrenhäusels entscheiden soll, hatte Ende Januar einen Beschluss vertagt und empfohlen, einen weiteren Architekten bei der Überarbeitung der vorliegenden Entwürfe einzubeziehen. Bauherr Frank Wießner, der das Narrenhäusel errichten will, hatte den Auftrag, drei Entwürfe vorzulegen. Keiner überzeugte die Jury, der Dresdner Bauunternehmer sollte nacharbeiten.

„Die Jury meinte, dass die Brüche, die das Gebäude zwischen 1920 und 1938 verändert haben, an der Fassade dargestellt werden sollten“, erklärte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain das Votum. Wenn man ein Gebäude errichten wolle, das so nicht existiert habe, müsse die Baugeschichte abgebildet werden. „Das klingt plausibel“, so der Baubürgermeister.

Das kostet aber auch Zeit. Viel Zeit. Ein neuer Architekt muss sich in die vorliegenden Entwürfe sowie die Historie einarbeiten und dann seine Empfehlungen aussprechen, die wieder der Jury vorgelegt werden. Bis zu einem Bauantrag – von einer Baugenehmigung ganz zu schweigen – würden Monate, wenn nicht Jahre vergehen.

„Diese Jurys entwickeln sich immer mehr zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Architekten“, schimpfte Wirtz, „wir kommen nicht mehr zu Potte, weil immer noch eine Runde gedreht werden soll.“ Es sei absurd, für dieses kleine Gebäude derart oft eine Jury tagen zu lassen. „Wir wollen dort ein Bauwerk haben, das der Barockzeit entstammt.“

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„Es wäre mal an der Zeit, in Dresden ein Haus zu bauen, das dem guten Geschmack entspricht“, entgegnete Wirtz und fand eine große Mehrheit bei den Ausschussmitgliedern. Diese Entschlossenheit stelle die Verwaltung durchaus vor Schwierigkeiten, bekannte der Baubürgermeister. „Wir wollen eine finale Entscheidung treffen am 11. März“, bekräftigte Böhm. Und Engel empfahl, den Bauherren Wießner dann in den Ausschuss einzuladen.

Von Thomas Baumann-Hartwig

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