Widerstand gegen den Ferdinand-Turm

DNN vom 07.02.2019

Die Architekten wollen das neue Verwaltungszentrum auf dem Ferdinandplatz mit einem Hochpunkt betonen. Die Pläne sind höchst umstritten. Vor der Sondersitzung des Bauausschusses melden sich die Kritiker des Turmes zu Wort.

 

Vor der Sondersitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bau zum Thema „Verwaltungszentrum Ferdinandplatz“ hat der Vorstand des George-Bähr-Forums der TU Dresden eine Rückbesinnung auf das Planungsleitbild Innenstadt aus dem Jahr 1991 gefordert.

Salzburg, Venedig, Florenz, Krakau und Dresden waren Residenzstädte, die sich über Jahrhunderte ihre Stadtbilder bewahrt haben. Hält man die Bilder dieser Städte für Werte, die zu erhalten sind, so muss man sie museal behandeln, ob es einem gefällt oder nicht“, erklärten die Professoren Günter Zumpe und Siegbert Langner von Hatzfeldt vom Vorstand des George-Bähr-Forums.

Sie seien verwundert darüber, dass der Ausschuss das prinzipielle Vorgehen der Verwaltung für das Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz bestätigen und einen Turm mit 54 Metern Höhe festlegen solle. „Mit dieser Festlegung müssen wir uns im Klaren sein, dass Dresden von nun an Schritt für Schritt zu einer Allerweltsstadt wird“, warnen die Professoren.

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) forderte von der Verwaltung den Verzicht auf einen Turm für das Verwaltungszentrum. Der Neubau sollte auf die Firsthöhe des gegenüberliegenden „alten“ Rathauses begrenzt werden, erklärte GHND-Vorstandsvorsitzender Torsten Kulke. Die eingesparten Mittel sollten der Sanierung des Rathausturmes zugute kommen, der seit Jahren wegen Problemen mit dem Brandschutz geschlossen ist. Die Stadt sollte sich um diesen Turm kümmern, statt mit Steuergeldern immer neue „Lufttürme“ zu bauen, empfiehlt Kulke.

Tilo Wirtz, Baupolitiker der Linken im Stadtrat, kritisierte die Kosten von 250 000 Euro für das städtebauliche Wettbewerbsverfahren zum Ferdinandplatz. „Es verschlägt einem den Atem, wenn bei einem teuren Wettbewerbsverfahren mit einer hochkarätig besetzten Jury etwas Elementares, nämlich die Prüfung der Auswirkungen eines Bürohochhauses im Stadtbild nahe der sensiblen Altstadtansicht, schlicht durch das Raster gefallen ist“, so Wirtz. Er forderte, dass Frauenkirche und Rathausturm nicht verdeckt werden. Die Altstadtansicht dürfe auch von der Neustadt her nicht gestört werden.

Von Thomas Baumann-Hartwig

 

Protest gegen Ferdinandplatz-Turm
Sächsische Zeitung vom 08.02.2019

Die Neumarkt-Wächter in Dresden lehnen den geplanten Hochpunkt gänzlich ab. Auch im Stadtrat regt sich Widerstand.

Von Sandro Rahrisch

Einen Tag vor der Entscheidung, wie der Ferdinandplatz inmitten von Dresden nun bebaut wird, sind am Donnerstag die Positionen abgesteckt worden. „Frauenkirche und Rathausturm dürfen nicht verdeckt werden“, sagte Linke-Stadtrat Tilo Wirtz zu dem Rathaus, das die Stadtverwaltung dort plant. Bestandteil wäre ein Turm, der laut Bebauungsplan-Entwurf zwischen 30 und 60 Meter hoch werden könnte. Auch von der Neustadt her dürfe die Altstadtansicht nicht gestört werden, so Wirtz weiter.

Unterstützung erhalten die Linken von der Gesellschaft Historischer Neumarkt. Die Stadt wolle einen neuen Rathausturm errichten, ohne überhaupt ein Hochhauskonzept auf den Weg gebracht zu haben, welches die Eckpunkte für solch einen Bau klären würde, teilte der Verein am Donnerstag mit. Damit setze man auch gegenüber privaten Investoren ein falsches Signal. Die Neumarkt-Wächter fordern, dass die Stadt auf einen Turm komplett verzichtet. Außerdem soll das neue Rathaus auf die Firsthöhe, als die Höhe der Dachspitze, des gegenüberliegenden „alten“ Rathauses begrenzt werden.
Geld für alten Rathausturm nutzen

Die eingesparten Kosten könnten der Sanierung des bestehenden Rathausturmes zugutekommen, der seit Jahren nicht mehr begehbar ist. Laut einer Anfrage von Witz an die Stadtverwaltung hat allein der städtebauliche Wettbewerb für den Ferdinandplatz bereits 250 500 Euro gekostet. „Es verschlägt einem den Atem, wenn bei einem teuren Wettbewerbsverfahren mit einer hochkarätig besetzten Jury etwas Elementares, nämlich die Prüfung der Auswirkungen eines Bürohochhauses im Stadtbild nahe der sensiblen Altstadtansicht, schlicht durch das Raster gefallen ist.“

Noch besitzt die Stadt nicht einmal die komplette Fläche des Ferdinandplatzes. Ein verbleibendes 350 Quadratmeter großes Teilstück liegt in privater Hand. Für reichlich zwei Millionen Euro will es Dresden dem Eigentümer abkaufen. Auch darüber muss der Stadtrat aber erst noch entscheiden, womöglich kommende Woche.

eine Visualisierung
Das potenzielle Hochhaus erzürnt Dresdens verlässlichste Architektur-Kritiker. © BARCODE Architects / Landeshauptstadt Dresden