Sächsische Zeitung vom 19.09.2018
Es gibt Sorge, dass das Hochhaus am Pirnaischen Platz höher wird als bisher. Pläne sagen anderes.
Dresden braucht dringend eine Diskussion darüber, wie viele Hochhäuser die Stadt noch verträgt. Das findet zumindest die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND). Als Beispiel führt sie die Sanierung des sogenannten Bröckelhochhauses am Pirnaischen Platz an. Nach ihr vorliegenden Plänen bekäme das Haus ein zusätzliches Vollgeschoss, außerdem würde das Flugdach zum Wohnen ausgebaut. Hinzu kämen an den Stirnseiten des Hauses zwei große Fahrstuhlschächte. „Dies alles wird abends beleuchtet und so die Dresdner Silhouette beeinträchtigen“, ist sich Torsten Kulke sicher, der Vorsitzender GHND.
Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) weist dies zurück. Das Vorhaben sei der Gestaltungskommission im Juni 2017 vorgestellt worden. Kritik wurde damals an dem Zuwachs an Gebäudevolumen durch eine Erhöhung des Gebäudes sowie zwei zusätzliche Treppenhäuser geübt. Mit neuen Planungsstand, der dem Bauantrag zugrunde gelegt wurde, gebe es keine Erhöhung mehr und auf eines der geplanten Treppenhäuser wurde verzichtet. Das Gebäude bleibe in der bestehenden Kubatur mit Ausnahme des Anbaus eines Treppenhauses inklusive Fahrstuhl am nördlichen Giebel. Unterhalb des Daches entstehen vier Wohnungen. (SZ/kh)
Foto Eingangsbild
Wird das Hochhaus am Pirnaischen Platz höher?
© GHND
Kommentar
Hochhäuser nicht generell ablehnen
SZ-Redakteur Sandro Rahrisch über die Hochhauspläne in Dresden
Von Sandro Rahrisch
Woher kommt nur diese Abneigung gegen Hochhäuser? Gerade in Städten wie Dresden, in denen Bauland knapp wird, ergibt sich die Chance, auf wenigen Quadratmetern sehr viele Wohnungen und Büros zu schaffen. Wer sich dagegen sträubt, riskiert, dass Dresden nicht weiter wächst. Er sieht dabei zu, wie mehr und mehr Menschen ins Umland abwandern, wie Mieten steigen und wie sich Firmen für andere Standorte entscheiden.
So irrational es ist, Hochhäuser generell abzulehnen, so sinnvoll ist es jedoch, über passende Standorte und sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten zu sprechen. Wäre es wirklich so schlimm, an den Rändern des Wiener Platzes solche Riesen hinzusetzen? An der St. Petersburger Straße gibt es schließlich schon welche. Auch die Hochhäuser an der Budapester Straße sind vom Hauptbahnhof gut zu sehen. Die geplanten Hochhäuser in der Johannstadt, an der Ost- und Westseite des Wiener Platzes sowie neben der Drewag-Zentrale passen zu den Gegenden, die kaum von historischer Bausubstanz dominiert werden. Fragen muss man sich dagegen, ob ein Hochhaus wirklich an den Rand des Großen Gartens passt, und ob ein Hochhaus am neuen Fernbusbahnhof tatsächlich nötig ist, nur um noch mehr Hotelzimmer anbieten zu können.