Dresdner Narrenhäusel: Erste Entscheidung

Sächsische Zeitung vom 29.10.2019

Gutachter haben sich am Montag die Entwürfe für das neue Gebäude angeschaut. Einer ist offenbar raus. Wie es jetzt weitergeht.

Der Wiederaufbau des Narrenhäusels ist am Montag ein Stück näher gerückt. Ein Gutachtergremium hat sich mit drei verschiedenen Entwürfen für das Haus am Königsufer befasst. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) wollte bewusst nicht an der Abstimmung teilnehmen. Dennoch gibt es ein Ergebnis.

Die wichtigsten Antworten im Überblick:

Welcher Entwurf hat die meisten Stimmen bekommen?

Zwei der drei Entwürfe sind weiterhin im Rennen. Sie erhielten gleich viele Stimmen, sagte Investor Frank Wießner am Montag. Der Entwurf des Berliner Architekten Pontus Falk orientiert sich am Narrenhäusel, wie es einige Dresdner noch kennen dürften – mit drei Obergeschossen und Walmdach. Die Konkurrenz kommt aus Dresden. Architekt Martin Trux hat sich an das barocke Original gehalten, wie es vorm Umbau Anfang des 20. Jahrhunderts aussah. Es war ein Stockwerk tiefer und besaß ein Mansarddach. „Die Proportionen wirken in diesem Entwurf ausgewogener“, findet Wießner, der diese Variante bevorzugt. Das Narrenhäusel wurde 1755 gebaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der vollständige Abriss erfolgte 1950.

Wenn es einen Gleichstand gibt, wie geht es nun weiter?

Das Gutachtergremium hat Frank Wießner beauftragt, beide Entwürfe zu überarbeiten. So sind etwa Änderungen am Mansarddach des barocken Entwurfs vorgeschlagen worden, so der Investor. Im nächsten Schritt wird sich der Bauausschuss mit dem Projekt beschäftigen. Mit dessen Vertretern will sich Wießner in den nächsten zwei Wochen treffen, und ausloten, welcher Entwurf Chancen auf eine Mehrheit haben könnte. Der Ausschuss wird endgültig entscheiden.

Wie lange wird es noch dauern, bis das Narrenhäusel wieder steht?

Das kommt darauf an, wie schnell sich die Stadtpolitik auf einen Entwurf festlegt. Am liebsten würde Frank Wießner sofort damit anfangen zu bauen, sagt er. Aber nicht nur die Frage, wie das Haus aussehen soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Auch das Grundstück gehört dem Unternehmer noch nicht. Er hofft, den Kaufvertrag bald unterschreiben zu können. „Viele Ältere werden das Narrenhäusel vielleicht noch aus der Vorkriegszeit kennen und würden sich freuen, darin wieder einen Kaffee zu trinken“, so Wießner. „Es wäre schade, wenn es jetzt fünf weitere Jahre dauern würde.“ Der Ausschuss hat das Narrenhäusel am 7. November auf der Tagesordnung. Dann geht es auch um den Verkauf des Grundstücks.

Wieso blieb der Baubürgermeister der Abstimmung am Montag fern?

Für gewöhnlich werden Beiträge aus städtebaulichen Wettbewerbsverfahren zunächst einer Fachjury vorgestellt, der zum Beispiel Stadträte, Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes und der Baubürgermeister angehören. Doch Frank Wießner hatte die drei Entwürfe vorab über die Medien veröffentlicht. Auch die Sächsische Zeitung und Sächsische.de hatte sie am Montag gezeigt und zur Abstimmung darüber aufgerufen.

„Bei mir bleibt der Eindruck, dass auf die Meinung eines Gutachtergremiums offensichtlich kein Wert gelegt wird“, reagierte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung und sagte aus Protest seine Teilnahme an der Gutachtersitzung ab. „Ich habe es noch nicht erlebt, dass ein Bauherr, der sich auf ein Wettbewerbsverfahren eingelassen hat, dieses dadurch zu beeinflussen versucht, dass er die Entwurfsvarianten vorher an die Öffentlichkeit gibt und sich auch noch öffentlich positioniert, welcher Entwurf aus seiner Sicht gewinnen müsse.“ Er übe deutliche Kritik an diesem Vorgehen.

Was sagt Frank Wießner zu den Vorwürfen des Bürgermeisters?

Er finde die Absage des Baubürgermeisters bedauerlich, so Wießner. Es sei nicht seine Absicht gewesen, die Gutachter zu beeinflussen. „Ich dachte, es gehört sich, die Öffentlichkeit zu informieren.“ Er halte es nicht für gut, die Entwürfe ausschließlich hinter verschlossenen Türen diskutieren zu lassen. Deshalb habe er sich entschieden, die Pläne am Tag der Gutachtersitzung an die Medien zu geben. Rechtlich habe Wießner nicht gegen Vereinbarungen verstoßen, so Schmidt-Lamontain. Aber: „Ein Bauherr, der mit der Behörde ein wettbewerbliches Verfahren vereinbart, lässt sich darauf ein und bringt den Entwurfsverfassern und dem Gutachtergremium Achtung entgegen. Das braucht nicht vereinbart zu werden, es ist so.“

Wie geht es nun weiter zwischen dem Investor und dem Bürgermeister?

Der Baubürgermeister habe am Montag eine gute Diskussion verpasst, so Wießner. Sie habe auf einem fachlich hohen Niveau stattgefunden. Weiter wolle er das Verhältnis zwischen ihm und dem Baubürgermeister nicht thematisieren.

Beitragsbild:

So sah das Dresdner Narrenhäusel um 1935 aus – und so ähnlich könnte es bald wieder aussehen. © – keine Angabe im huGO-Archivsys