Pressemitteilung: Denkmalschutz Neustädter Markt – aber dann richtig

 

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND) gratuliert den Initiativen Neustädter Freiheit sowie Ostmoderne und den diese Initiativen unterstützenden Politikern zu ihrem Erfolg, die Plattenbauten und die gesamte Platzanlage am Neustädter Markt unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Die GHND nimmt zur Kenntnis, dass diese Gruppen an den entscheidenden Schaltstellen entsprechende Personen sitzen haben, die über 30 Jahre demokratisch abgewogene Beschlüsse zu Fall bringen. Wie bekannt, vertritt die GHND eine prinzipiell andere Auffassung zur städtebaulichen Entwicklung im Bereich des Neustädter Marktes. Das hat sie der Öffentlichkeit in der Stellungnahme vom 30. Oktober 2020, unterschrieben von Prof. Dr. Peter Stephan, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius und Dr. Stefan Hertzig, in aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht.

Nach Inkrafttreten des Denkmalschutzes wird die GHND den weitestgehenden Erhalt und die Wiederherstellung, wie von den Initiativen gewünscht, unterstützen. Die nun folgenden Sanierungsmaßnahmen müssen den von Georg Dehio ausgearbeiteten strengen Leitlinien der deutschen Denkmalpflege folgen. Bisher in den letzten 30 Jahren vorgenommene Veränderungen sind mit Hilfe der Denkmalpflege durch Auflagen zurückzubauen und der Ursprungszustand sowohl außen in den Fassaden, als auch innen in der Struktur wieder herzustellen oder zu erhalten. Insbesondere betrifft dies die unpassenden Fassaden der Gebäude am Neustädter Markt 7/Hauptstraße 1 und Neustädter Markt 8/Hauptstraße 2. Hier ist die Symmetrie der beiden Eckbauten durch den Rückbau zwingend erforderlich. Durch die erhöhten Klimaschutzanforderungen erforderliche Dämmmaßnahmen sind durch Innendämmungen zu gewährleisten, um das äußere Erscheinungsbild zu wahren. Durchbrüche zur Kasernenstraße und Rähnitzgasse haben zu unterbleiben. In der Hauptstraße sind die Sandsteinfiguren zu restaurieren und mit den bisher fehlenden Kugellampen wieder aufzustellen. Der noch nicht restaurierte rechte Brunnen von Friedrich Kracht ist wie alle Gehwegplatten im Bestand mit der Originalmaterialität zu sanieren. Die Grünflächen um die Brunnen müssen ohne Veränderungen beibehalten werden.

Die GHND kann und wird diese Maßnahmen mit ihrem denkmalpflegerischen Fachwissen und ihrer Expertise unterstützen und begleiten.

Ziel muss es sein, die notwendigen Maßnahmen bis zum 80. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 2029 umzusetzen und damit den Ursprungszustand der Eröffnung von 1979 zu erreichen. Die GHND empfiehlt, diese Maßnahmen in den nächsten 5-Jahresplan aufzunehmen.

Der Unterschutzstellung des gesamten Straßenzuges der Köpckestraße und Großen Meißner Straße erteilt sie dagegen eine Absage und fordert die Stadt Dresden als Eigentümer der Flächen auf, in diesem Punkt gegen die Unterschutzstellung Einspruch zu erheben. Ansonsten befürchtet die GHND eine Zementierung des jetzigen Zustandes. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Stadt Dresden seit über 30 Jahren planerisch nach Lösungen für den Neustädter Markt sucht. In dieser Lösungssuche war auch immer wieder das Landesamt für Denkmalpflege einbezogen. Der Stadtrat hat inzwischen zwei Rahmenpläne bestätigt und einen Rahmenplan besprochen. Es sind hunderttausende Euro an Steuergeldern für Wettbewerbe ausgegeben wurden, zuletzt 2019 für den städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Königsufer und den Neustädter Markt. Über diesen wurde unter großer bundesweiter Aufmerksamkeit in der Fachpresse berichtet. In den verschiedensten Bürgerrunden wurden die einzelnen Schritte besprochen und an diesem Prozess war, angefangen von der Aufgabenstellung bis zu den Jurysitzungen, auch das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt. Es ist also das Mindestmaß an demokratischer Haltung, hier die Bürger in die Entscheidung zur Unterschutzstellung des Straßenzuges einzubeziehen oder das Juryergebnis zu respektieren. Die GHND wird dafür sorgen, dass die Bürgerbeteiligung auch in dieser Frage gewährleistet bleibt, und wird für eine Stadtreparatur auch mit Hochbauten in diesem Bereich weiter werben. Insbesondere kommt hier der Vorschlag von Jordi, Keller, Pellnitz, Kautz und Krause in Betracht, der mit einigen Änderungen ohne Eingriff in die Bestandsgrünflächen auskommen würde.

Die Veranstaltung unter dem Thema: „Der Neustädter Markt – Promenadenflair statt Autoverkehr“ wird wie geplant am kommenden Samstag, 19.6.21, im Plenarsaal des Dresdner Rathauses stattfinden. Es sind noch wenige Restplätze direkt vor Ort verfügbar. Dafür wird eine Anmeldung bis zum 18.6.21 unter info@neumarkt-dresden.de vorausgesetzt. Ein Test ist nicht mehr notwendig, allerdings besteht im gesamten Gebäude Maskenpflicht. Die Veranstaltung wird von Sachsen-Fernsehen über die Kanäle der GHND (Webseite: www.neumarkt-dresden.de und Facebook) ausgestrahlt und mitgeschnitten. Die Podiumsdiskussion mit den Fraktionssprechern im Bauausschuss hat die GHND auf Grund der aktuellen Situation abgesetzt und stattdessen dem Landesdenkmalpfleger Alf Furkert die Möglichkeit für ein Interview eingeräumt. Eine Zusage steht noch aus.

Der Vorstand

Dresden, 15.06.2021