Hier dürfen neue Hochhäuser in Dresden gebaut werden

Dresdner Neueste Nachrichten vom 25.2.2020

Hat Dresden noch Reserven für neue Hochhäuser? Oder zerstören hohe Gebäude den Blick auf die einmalige Silhouette der Altstadt? Experten sind der Frage nachgegangen und haben ein Leitbild vorgelegt – mit drei Gebieten, in denen Neubau möglich sein soll.

Dresden. Das von Stadtplaner Christian Blum und Architekturhistoriker Christoph Schläppi aus der Schweiz erarbeitete Hochhauskonzept für Dresden ist fertig. An drei Stellen im Stadtgebiet soll der Neubau von Hochhäusern möglich sein. An einem Standort empfehlen die Experten perspektivisch Abriss von Hochhäusern als Stadtreparatur. In einem fünften Gebiet sollte die Baugruppe erneuert werden.

Was ist ein Hochhaus und wie viele gibt es in Dresden?

Im Sinne des Baugesetzbuches ist ein Hochhaus ein Gebäude von 22 Metern Höhe oder mehr. Die Experten haben aber Gebäude ab 30 Meter Höhe in Dresden untersucht. Und festgestellt: Dresden ist eine Hochhausstadt. Es gibt mehr als 150 Hochhäuser in Dresden.

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Braucht Dresden eigentlich neue Hochhäuser?

Dresden ist nicht auf Hochhäuser angewiesen, um sich quantitativ zu entwickeln, sagt Blum. Dresden sei eine Stadt der Brachen, es sei ausreichend Flächenpotenzial für Neubau vorhanden. Laut Baubürgermeister Raoul Schmidt Lamontain (Bündnis 90/Die Grünen) stapeln sich auch nicht die Bauanträge von Investoren in seinem Geschäftsbereich. „Wir haben ausreichend Zeit, das Hochhausleitbild zu qualifizieren.“

Wie haben die Experten Standorte für Neubau ermittelt?

Gemeinsam mit dem Denkmalschutz haben die Stadtplaner vor allem auf die Sichtachsen von verschiedenen Punkten im Stadtgebiet wie die Waldschlößchenbrücke oder den Bismarckturm geachtet. Der Blick auf die historische Silhouette darf nicht verbaut werden.

Wo können neue Hochhäuser errichtet werden?

Drei Gebiete sind aus Sicht der Stadtplaner geeignet: Das Areal rund um den Wiener Platz, der Altlauf der Weißeritz und der Bereich Dobritz/Niedersedlitz. Am Wiener Platz Ost könne ein Hochhaus (38 bis 52 Meter) gebaut werden, am Wiener Platz West ein höheres Haus (22 bis 38 Meter). Der Altarm der Weißeritz, der von der Kesselsdorfer Straße bis zum Gelände des Kraftwerks Mitte reiche, sei für höhere Gebäude geeignet. In Dobritz/Niedersedlitz könnten dagegen durchaus Häuser mit mehr als 52 Metern Höhe gebaut werden, weil hier keine Sichtachsen verstellt werden können. „Aber bis zum Horizont sollte es in Dresden generell nicht gehen“, so Blum.

Wo sind Hochhäuser fehl am Platz?

In Johannstadt am Elbufer. Die Wohnhochhäuser verbauen den Blick auf das Altstadtpanorama. Langfristig, wenn die Lebensdauer der Bestandsgebäude abgelaufen ist, sollte ein Abriss ins Auge gefasst werden, empfehlen die Experten. Die Flächen sollten für Gebäude mit geringerer Höhe genutzt werden.

Was ist mit den Hochhäusern an der Grunaer Straße?

An der Grunaer Straße und der Stübelallee empfehlen die Schweizer eine Erneuerung der Baugruppe. Ein Abriss stehe hier nicht zur Debatte.

Wie sollen neue Hochhäuser aussehen?

Nicht zu extravagant, sagt Schläppi. Hochhäuser sollten mit einem Sockelbau, in den möglichst öffentliche Nutzungen eingebracht werden, ins Stadtbild eingebunden werden. Schlanke, turmartige Bauten seien zu empfehlen, Scheibenhochhäuser kämen dagegen nicht in Betracht. Glasfassaden würden sich ins Zeiten heißer Sommer verbieten.

Wie geht es jetzt mit dem Konzept weiter?

Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes, will die Feinarbeiten an dem Hochhauskonzept im ersten Quartal abschließen und dann eine Vorlage für den Stadtrat erarbeiten. Eine Beschlussfassung vor der Sommerpause sei eher nicht zu erwarten. Folgt der Stadtrat dem Beschluss, verfügt die Bauverwaltung über ein Regelwerk, mit dem sie Bauanträge für Hochhäuser beurteilen kann.

Von Thomas Baumann-Hartwig

 

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