Venedig in Dresden? Dieses Haus soll wieder auferstehen

Dresdner Neueste Nachrichten vom 3.7.2020

Das Venezianische Haus am Terrassenufer war ein ganz besonderes Bauwerk. 1945 fiel es den Bombenangriffen zum Opfer. Bauunternehmer Frank Wießner, der den Wiederaufbau des Narrenhäusels in Angriff nimmt, will auch das Venezianische Haus auferstehen lassen. Das sind seine Pläne.

Ein gotischer venezianischer Stadtpalast in Dresden? Hat es schon mal gegeben. Um 1845 wurde das Venezianische Haus, bekannt unter dem Namen „Gutschmidtsches Haus“, gebaut. 1945 fiel das Gebäude wie viele andere in Dresden den Bombenangriffen zum Opfer. Heute ist die Fläche neben der Carolabrücke unbebaut.

„Warum befindet sich dort nichts?“

Das könnte sich ändern. „Ich schlage die Rekonstruktion des Venezianischen Hauses vor“, sagt Frank Wießner. Der Bauunternehmer und überzeugte Dresdner fährt oft mit dem Elbdampfer. „Und dann hört man die Ansagen, schaut sich um und denkt: Warum befindet sich dort nichts?“, erklärt Wießner den ersten Impuls für seine Idee.

Er beschäftigte sich mit der Stadtgeschichte und fand heraus: Eugen Freiherr von Gutschmidt und Architekt Heinrich Hermann Bothen wollten mit den Gebäude Terrassenufer 3 den Auftakt zu einer Prachtstraße venezianischer Art gestalten. Sie nahmen eine Idee von August dem Starken auf, der begonnen hatte, Prachtbauten in Dresden nach dem Vorbild von Venedig zu errichten.

Besondere Bauwerke machen den Reiz einer Stadt aus

„Es handelt sich um ein ähnlich markantes Gebäude wie die Yenidze oder das Kugelhaus am Straßburger Platz“, sagt Wießner, der seine Expertise für architektonische Feinheiten gerade mit dem Wiederaufbau des Narrenhäusels unter Beweis stellt. „Diese besonderen Bauwerke waren in ihrer Entstehungszeit umstritten, wurden teilweise sogar bekämpft – aber sie machen den Reiz einer Stadt aus.“

Das Grundstück befindet sich in städtischem Besitz und müsste ausgeschrieben werden. „Jeder kann sich dann bewerben und das Projekt durchführen“, so Wießner, der seine Pläne schon mit mehreren Stadtratsfraktionen besprochen hat. „Ich will ein Angebot an die Stadtgesellschaft unterbreiten und eine Debatte in Gang setzen.“

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Mit dem Bau der Gebäudezeile Terrassenufer 3 bis 9 könnte ein neues Stadtquartier wieder auferstehen, in dem sich bis 1945 Dresdens Künstlerviertel befunden hatte. In dem Gebiet um die Straße Elbberg wohnten Ludwig Richter, Caspar David Friedrich und auch Ernst Rietschel.

Anteil an Sozialwohnungen könnte entstehen

„Es gibt sicher auch Leute, die in diesem Bereich moderne Gebäude sehen wollen“, so Wießner. „Ich finde, die Stadtgesellschaft soll über diese Frage entscheiden.“ Ihm gehe es vor allem um Kleinteiligkeit. „Wir sollten nicht einen Riegel bauen, sondern die Baumasse auflösen.“

In den Gebäuden könnten Kreativflächen geschaffen werden, Lofts, Büros. „Da gibt es eine Menge Nutzungsmöglichkeiten“, so der Bauunternehmer, der das Investitionsvolumen auf rund 12 Millionen Euro schätzt. Auch ein Anteil an Sozialwohnungen könnte in den Gebäuden entstehen.

Stadtratsfraktion Die Linke reicht Antrag ein

Er begrüße die Vision von Wießner, erklärte Tilo Wirtz, Bauexperte der Linke-Stadtratsfraktion. „Es geht ja nicht nur um eine schöne Sandsteinfassade, hier lässt sich der Bogen von der Tradition zur Moderne spanne.“ Die geplante Kleinteiligkeit biete Raum für individuelle Weiterentwicklungen. „Die Chance der Nähe von Wohnen und Arbeiten und die zentrale Lage können einen lebendigen funktionierenden Stadtraum schaffen helfen“, findet Wirtz.

Der Standort habe aber auch seine Tücken: „Er liegt im Überschwemmungsgebiet der Elbe und ist Verkehrslärm vom Terrassenufer sowie der Carolabrücke ausgesetzt. Das sind hohe Hürden.“ Die Fraktion Die Linke wolle dem Vorschlag von Wießner eine Chance geben, weil dieser viel Potential enthalte. Deshalb, so Wirtz, habe er einen Antrag für den Stadtrat geschrieben, der die Hindernisse identifizieren und Wege zur Realisierung aufzeigen soll.

Gesellschaft Historischer Neumarkt begrüßt Pläne

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden begrüßte die Pläne von Wießner. „Das Venezianische Haus würde sehr gut in dieses Viertel passen. Wir können uns mit den Plänen gut anfreunden“, erklärte Vorstandsvorsitzender Torsten Kulke auf Anfrage.

Von Thomas Baumann-Hartwig

 

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Vision mit Potenzial: So könnte die Häuserzeile aussehen. Visualisierung: Max Wiessner Baugeschäft GmbH/Arte4d